Bildungsministerkonferenz verabschiedet Erklärung zum Jahrestag des Überfalls auf Israel
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2024 und saarländische Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot, betonte: „Der brutale Angriff der Hamas am 7. Oktober ist eine Zäsur für Israel - und auch für uns. Seitdem erleben wir eine Eskalation der Gewalt und einen zunehmenden Antisemitismus mitten in unserer Gesellschaft, der mich sehr besorgt und der leider auch vor unseren Schulen nicht haltmacht. Jüdische Schülerinnen und Schüler müssen in einem sicheren Umfeld lernen können. Die Bildungs-MK sieht sich in der Verantwortung, diese Aufgabe weiterhin mit Nachdruck zu verfolgen. Kinder und Jugendliche werden darüber hinaus in den sozialen Medien mit antisemitischen, verschwörungstheoretischen und gewaltverherrlichenden Inhalten konfrontiert. Wir wollen und werden sie weiter darin unterstützen, sich sicher, selbstbewusst und kompetent in dieser digitalen Welt zu bewegen. Deshalb sind auch passgenaue Angebote in der Lehrkräftefortbildung für den reflektierten Umgang mit Antisemitismus so wichtig. Durch Aufklärung und Prävention können wir für ein respektvolles Miteinander sorgen."
Karin Prien, B-Länderkoordinatorin und Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein: „Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine Aufgabe, die sich quer durch alle Bereiche von Schule, durch alle Jahrgänge und Schulformen zieht. Nach unserem KMK-Besuch in Israel im Dezember vergangenen Jahres hätte ich mir nicht vorstellen können, welche Welle des Antisemitismus danach durch Deutschland und Europa gerollt ist. Es ist von entscheidender Bedeutung, Lehrkräfte noch stärker zu sensibilisieren, sie zu stärken und ihnen die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln, damit in den Schulen der Kampf gegen Antisemitismus und Israelhass gestärkt wird.“
Dr. Stefanie Hubig, A-Länderkoordinatorin und Ministerin für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz: „Wir wissen, dass das Sprechen über den Nahostkonflikt ein unglaublich schwieriges Thema für unsere Schulen ist. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass unsere Lehrkräfte vorbereitet sind und mit diesem Konflikt umgehen können, wenn sich ihre Schülerinnen und Schüler dazu austauschen, sie Fragen oder Ängste haben. Dafür stellen wir unseren Lehrkräften Materialien, Informationen und Fortbildungen bereit. Was für Antisemitismus gilt, gilt für alle Formen von Hass und Hetze, Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung: Sie dürfen an unseren Schulen keinen Platz haben. Schulen müssen sichere Orte sein, Orte des friedlichen Zusammenlebens, des gegenseitigen Respektes und der Toleranz. Die Vermittlung von unseren Werten und die Bedeutung der Demokratie und eines Rechtstaats – das ist unser aller Aufgabe.“
Die Erklärung im Wortlaut:
Antisemitismus und Israelfeindlichkeit dürfen keinen Platz
in unserer Gesellschaft haben
Erklärung der Bildungsministerkonferenz vom 10.10.2024
zum Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel
Als vor einem Jahr die Hamas in brutalster Weise und bis dahin nicht gekanntem Ausmaß den Staat Israel und seine Bevölkerung angriff, war schnell offensichtlich, dass der Nahostkonflikt eine neue Eskalationsstufe erreicht hatte. Die Existenz des jüdischen Staates wurde vor den Augen der Weltgemeinschaft in Frage gestellt. Seither befindet sich die Region in einem Kriegszustand, der sich immer weiter zuspitzt und eine friedliche Lösung in weitere Ferne rücken lässt. Mit großer Besorgnis blicken wir auf die Ereignisse, die gerade in der Zivilbevölkerung viel Leid und Angst verbreiten.
Seitdem hat der Antisemitismus weltweit stark zugenommen: Unverhohlener Antisemitismus und Gewaltakte führen auch in Deutschland dazu, dass sich Jüdinnen und Juden bedroht fühlen, sei es in der Schule, in Universitäten, in Kultureinrichtungen oder auf der Straße. Zu ihrer persönlichen Sicherheit verleugnen viele mittlerweile ihre Identität, legen Kippa und Davidstern ab.
In antiisraelischen Protestkundgebungen wird das Existenzrecht des Staates Israels in Frage gestellt und es brechen sich Hassäußerungen gegen Jüdinnen und Juden Bahn. Antisemitismus, der auch in Form des israelbezogenen Antisemitismus auftritt, darf in unserer Gesellschaft und damit auch in unseren Schulen keinen Platz haben. Benennung, Aufklärung und konsequente Bekämpfung antisemitischer Vorfälle im schulischen Umfeld sind oberstes Gebot. Alle Schülerinnen und Schüler müssen sich in unseren Bildungseinrichtungen sicher fühlen können. Wenn es zu antisemitischen Äußerungen kommt, muss entsprechend reagiert werden – unabhängig davon, ob jüdische Schülerinnen und Schüler anwesend sind oder nicht.
Es ist von entscheidender Bedeutung, Lehrkräfte weiterhin zu sensibilisieren, sie zu stärken und ihnen die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln, um angemessen reagieren zu können. Deshalb arbeiten wir weiter daran, den Umgang mit Antisemitismus, Judentum, jüdischer Geschichte und Gegenwart in allen Phasen der Lehrkräftebildung und in möglichst allen Fächern, wo es sich anbietet, strukturell zu verankern. Darüber hinaus sind präventive Maßnahmen sowie Interventionsstrategien gegen Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit unerlässlich. Unterstützungs-, Beratungs- und Begegnungsangebote in den Ländern bieten Lehrkräften hierbei wertvolle Hilfe.
Die Kultusministerkonferenz hat in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden und der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten grundlegende und praxisorientierte Empfehlungen veröffentlicht. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe sorgt für die Umsetzung dieser Empfehlungen und den Austausch zu den drängenden Themenfeldern und Problemen. Bis Ende des Jahres sollen zudem gemeinsam mit dem Verband Bildungsmedien konkrete Empfehlungen zur Darstellung des Judentums in Schulbüchern und anderen Unterrichtsmedien veröffentlicht werden. In den Ländern wurden bereits unmittelbar nach dem 7. Oktober 2023 vielfältige Maßnahmen ergriffen, um Lehrkräfte durch Fortbildungen, Unterrichtsmaterialien und Beratungsstellen zu unterstützen.
Wie für viele andere an die Schulen herangetragenen Forderungen gilt auch für das Thema Antisemitismus, dass die Schulen allein ein in der Gesellschaft tief verankertes Problem nicht lösen können. Insbesondere, wenn in den sozialen Medien antisemitische, verschwörerische und gewaltverherrlichende Inhalte verbreitet werden, wirken grausame Bilder unmittelbar auf die Gefühlswelt von Kindern und Jugendlichen. Auch dem gilt es, in der gesamten Gesellschaft entschieden entgegenzuwirken.
Der Schutz der Jüdinnen und Juden in Deutschland sowie das Eintreten für das Existenzrecht Israels als deutsche Staatsräson dürfen für uns alle keine leeren Vokabeln sein.
Erklärungen der Kultusministerkonferenz zum 7. Oktober 2023
Wir stehen an der Seite Israels (Gemeinsame Erklärung der Kulturministerkonferenz vom 11.10.2023)
Kultusministerkonferenz verurteilt die terroristischen Angriffe der Hamas und bekräftigt Solidarität mit Israel (Erklärung der Kultusministerkonferenz vom 12.10.2023)
Aktionsplan gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit (Erklärung der Kultusministerkonferenz [Hochschulseite] vom 07.12.2023)
Maßnahmen gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit schützen unsere Demokratie (Erklärung der Kultusministerkonferenz [Schulseite] vom 08.12.2023)
Internetseiten mit Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz zu den Themenfeldern Judentum und Antisemitismus
Umgang mit Antisemitismus in der Schule
Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule
Unterricht über Nationalsozialismus und Holocaust
Sammlung kommentierter Unterrichtsmaterialien