Kultusminister Konferenz

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Ergebnisse der 378. Plenarsitzung

Schuljahr 2022/2023: Kindern und Jugendlichen eine verlässliche Perspektive bieten – Lehrkräftegewinnung im Fokus

Die Vorbereitung des nächsten Schuljahres und Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Schulen und den Hochschulbereich, die Corona-Pandemie in der Schule sowie die Weiterentwicklung der Bildungsstandards für den Primarbereich und die Sekundarstufe I für die Fächer Deutsch und Mathematik standen thematisch im Mittelpunkt zweitägigen Plenarberatungen der Kultusministerkonferenz (KMK) am 23. und 24. Juni 2022 in Berlin. Zudem wurde die Ständige Wissenschaftliche Kommission, auf der Grundlage eines Themenkatalogs gebeten, eine Empfehlung zur Lehrkräftebildung und -gewinnung im Lichte der zentralen Rolle der Lehrkräfte für gelingende Lernprozesse zu erarbeiten.

Bei der 378. Kultusministerkonferenz tagten erstmals die Schul- und Hochschulseite jeweils separat. Am Donnerstag fand die Plenarsitzung der Schulseite und am Freitag die der Hochschulseite statt. „Schul- und Hochschulseite können vertiefter inhaltlich diskutieren und so dazu beitragen, den politisch-strategischen Dialog in der KMK sowohl zu bereichsübergreifenden als auch zu bereichsspezifischen Themen zu fördern“, so KMK-Präsidentin Karin Prien. Dabei solle auch die stärkere Sichtbarkeit einzelner Bereiche erreicht werden, ohne das Prinzip der Gemeinsamkeit zu schwächen. „In der öffentlichen Wahrnehmung wird die KMK zu oft auf die Schulthemen reduziert. Der großen Bedeutung der Wissenschaft für unser Land wird dies nicht gerecht. Deshalb schlagen wir mit diesen separaten Tagungen ein neues Kapitel in der Kultusministerkonferenz auf“, so Prien weiter.

Ein zentrales Thema war die Vorbereitung des nächsten Schuljahres und der Austausch zu den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Schulen und den Hochschulbereich. Zur Beschulung schutzsuchender Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine im Schuljahr 2022/2023 sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Karin Prien: „Die Länder haben schnell und effektiv reagiert, um den Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine zu helfen. Vom Ausbruch des Krieges im Februar bis zur Einstellung der ersten ukrainischen Lehrkraft vergingen nur vier Wochen. Wir sind uns einig, dass die baldige Integration in den Regelunterricht eine unerlässliche Grundvoraussetzung für schutzsuchende Kinder und Jugendliche aus der Ukraine im Schuljahr 2022/2023 ist. Dabei gelten die Vorgaben der Länder zur Schulpflicht. Es gibt flankierend die Möglichkeit, dass schutzsuchende Schülerinnen und Schüler zusätzlich Online-Lernangebote ihres Heimatlandes wahrnehmen und so gegebenenfalls auch nationale Abschlüsse anstreben können.“ Die Kultusministerkonferenz hatte im März 2022 in Lübeck eine Task Force Ukraine zur zentralen Koordinierung eingesetzt, um geflüchteten ukrainischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften schnell zu helfen.

Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Schulbereich wurden erneut besprochen. Das aktuelle Schuljahr ist in allen Ländern kaum mehr durch die pandemischen Beschränkungen beeinträchtigt, sondern läuft im regulären Präsenzbetrieb mit vielfältigen zusätzlichen Förderangeboten und reich an sozialen Aktivitäten und Kontakten. Die Schulschließungen der vergangenen Jahre haben nachgewiesenermaßen zu gravierenden negativen Auswirkungen auf die psychische wie physische Gesundheit und den Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen geführt. Erneute flächendeckende Schulschließungen müssen auch zukünftig ausgeschlossen bleiben. „Von daher begrüßen wir das Bekenntnis der Regierungschefs von Bund und Ländern vom 02.06.2022 zum Offenhalten von Schulen und Kindertageseinrichtungen. Wir gehen davon aus, dass es zu einer frühzeitigen Verständigung über die weiteren bundesgesetzlichen Regelungen hinsichtlich der Infektionsschutzmaßnahmen kommt. Zudem bleiben die Schutzimpfungen weiterhin ein elementarer Bestandteil im Kampf gegen die Pandemie, da sie das Risiko von schweren Krankheitsverläufen reduzieren“, so Prien. Die Infektionsdynamik soll weiter sorgsam verfolgt werden. „Sollte sich das Pandemiegeschehen erneut verstärken, wird mit Augenmaß und nach Abwägung aller zu berücksichtigenden pädagogischen und infektiologischen Gesichtspunkte über die mögliche Wiedereinführung von Schutzmaßnahmen entschieden“, hob Karin Prien hervor und verwies auch auf den Corona-ExpertInnenrat der Bundesregierung, der hierzu Vorschläge entwickelt habe.
Um den Schülerinnen und Schülern weiterhin verstärkt Fördermöglichkeiten zu eröffnen, wird die Bundesregierung gebeten, das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ in Bezug auf Lernrückstände sowie psychosoziale Effekte im Schulbereich mit weiteren 500 Millionen Euro zunächst bis zum Ende des Schuljahres 2023/2024 zu verlängern. Die Kultusministerkonferenz spricht sich dafür aus, dass Bund und Länder gemeinsam zügig daran anschließende Maßnahmen zur Überwindung von Lernrückständen und Bildungsbenachteiligungen entwickeln und ihre Finanzierung sicherstellen.

Ein weiteres Thema der Sitzung war ein Auftrag an die Ständige Wissenschaftliche Kommission, Lehrkräftebildung und Gewinnung umfassend zu behandeln. „Wir sind mit einem wachsenden Bedarf an pädagogischem Personal in Schulen und Kindertageseinrichtungen konfrontiert. Dieses Problem haben die Länder erkannt und handeln, indem sie sich verstärkt auf die Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftequalifizierung konzentrieren. Dabei müssen wir nicht nur in einzelnen Jahren oder Wahlperioden denken, sondern die Entwicklung der Bildung auf zehn, zwanzig Jahre in die Zukunft denken. Auch die Rolle der Digitalisierung wird dabei wichtig sein, im Mittelpunkt steht aber immer der Mensch und die gute Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer“, so Prien. In diesem Zusammenhang habe die KMK die Ständige Wissenschaftliche Kommission, unter Berücksichtigung des von der Kommission Lehrerbildung erarbeiteten Themenkatalogs, um die Erarbeitung von Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung und -gewinnung gebeten. „Wir werden den bereits im Frühjahr eingeschlagenen Weg fortsetzen und die Zahl der Studienplätze, die Gestaltung der Ausbildung, Werbung für den Beruf der Lehrerin und des Lehrers, Quer- und Seiteneinstieg, Multiprofessionalität sowie die Sicherung von Qualität und Qualifikation auch über die Zeit meiner KMK-Präsidentschaft hinaus in den Fokus nehmen“, so die KMK-Präsidentin.

Zudem beschlossen die Länder die weiterentwickelten Bildungsstandards für die Fächer Deutsch und Mathematik für den Primarbereich, den Ersten Schulabschluss und den Mittleren Schulabschluss. Sie lösen die Bildungsstandards aus den Jahren 2003 beziehungsweise 2004 in den Fächern Deutsch und Mathematik für den Primarbereich und die Sekundarstufe I ab. Die Weiterentwicklung wurde durch das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) koordiniert und erfolgte in den Fachkommissionen in Zusammenarbeit von Fachexpertinnen und Fachexperten der Länder, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie in enger Abstimmung mit einer von der KMK eingesetzten Steuerungsgruppe. In der abschließenden Phase der Weiterentwicklung der Bildungsstandards wurden zudem im Rahmen eines Fachgesprächs im Dezember 2021 relevante Verbände und Organisationen in einem Fachgespräch und mittels Stellungnahmen in den Prozess eingebunden.
„Die weiterentwickelten Bildungsstandards nehmen die fast 20 Jahre Erfahrungen mit den bisherigen Bildungsstandards auf, orientieren sich am aktuellen Stand der fachdidaktischen Diskussion und setzen auch innovative Impulse. Die Bildungsstandards dienen der länderübergreifenden, bundesweiten Verständigung über Lernziele und Inhalte in den Fächern. Sie bilden die Grundlage für die Lehrpläne der Länder und bilden dabei das Rückgrat für die Vergleichbarkeit der schulischen Abschlüsse in den Bundesländern“, sagte die KMK-Präsidentin Karin Prien heute auf der Pressekonferenz in Berlin.

Ties Rabe, A-Länderkoordinator und Hamburgs Senator für Schule und Berufsbildung: „Die Schulschließungen und der Unterrichtsausfall während der Corona-Krise haben zu gravierenden Lernrückständen und psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen geführt. Wir müssen uns angesichts der immer deutlicher werdenden Probleme fragen, ob der deutsche Sonderweg mit den häufigsten Schulschließungen aller westeuropäischen Länder wirklich richtig war. Das jetzt angelaufene Aufhol- und Förderprogramm für Schülerinnen und Schüler ist deshalb richtig, reicht aber bei weitem nicht aus. Es ist dringend nötig, dass Bund und Länder gemeinsam ein dauerhaftes Programm zur Überwindung von Bildungsrückständen und psychosozialen Problemen von Kindern und Jugendlichen auflegen. In diesem Zusammenhang wird es von großer Bedeutung sein, Antworten auf den wachsenden Lehrermangel zu finden. Angesichts der demografischen Entwicklung ist es absehbar, dass es auch mit großen Anstrengungen nicht gelingen kann, mittel- und langfristig genügend Lehrkräfte zu finden. In Hamburg müsste jeder zehnte Abiturient Lehrer oder Lehrerin werden, um den Bedarf zu decken. Diese Hoffnung ist unrealistisch. Deshalb haben wir die ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz gebeten, Vorschläge zur Bewältigung der heraufziehenden Krise zu entwickeln.“

Prof. Dr. R. Alexander Lorz, B-Länderkoordinator und Hessischer Kultusminister:
„Bildungsstandards sind die Basis des gesamten Bildungsmonitorings und die inhaltliche Grundlage des Unterrichts. Sie bilden den gemeinsamen Bezugsrahmen aller Länder für schulische Unterrichtsqualität. Gerade die Fächer Deutsch und Mathematik sind Schlüsselfächer für den schulischen Bildungserfolg und für gesellschaftliche Teilhabe. Für einen immer größer werdenden Teil der Schülerschaft ist Deutsch nicht Familiensprache, sondern Zweitsprache. Eine intensive, systematische sprachliche Bildung und Förderung der Bildungssprache Deutsch ist daher maßgeblich für den Bildungserfolg.
Auf der Basis unserer mehrjährigen Erfahrungen in der schulischen Integration von großen Zuwanderergruppen ist es uns in diesem Jahr gelungen, auch für schutzsuchende Kinder und Jugendliche aus der Ukraine schnell die Kapazitäten an den Schulen hochzufahren. Auch hier bildet die sprachliche Integration den Kern der Maßnahmen. Mit dem beschlossenen Rahmen für das kommende Schuljahr betonen wir aber auch, dass es für die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine keine Sonderbehandlung gibt, sondern die gleichen Standards gelten wie für Zuwanderer aus anderen Teilen der Welt.“

Die Beschlüsse: