Kultusminister Konferenz

Schriftgröße ändern

Zum Ändern der Schriftgröße verwenden Sie bitte die Funktionalität Ihres Browsers. Die Tastatur-Kurzbefehle lauten folgendermaßen:

[Strg]-[+] Schrift vergrößern
[Strg]-[-] Schrift verkleinern
[Strg]-[0] Schriftgröße zurücksetzen

schließen
 

Gemeinsam Geschichte schreiben: Ein europäisches Schulbuch für Deutschland und Polen

Präsentation Band 1 „Schulbuch Geschichte“

Der erste Band des deutsch-polnischen Geschichtsbuchs ist erschienen: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Polens Außenminister Witold Was-zczykowski präsentierten ihn heute am Rande der deutsch-polnischen Regie-rungskonsultationen in der Berliner Robert-Jungk-Oberschule. Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske, für die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) federführend verantwortlich für das Projekt, ist sehr erfreut, „dass wir nach vier Jahren intensiver Arbeit den ersten Band vorlegen können.“

Das 256-seitige Geschichtsbuch soll ab Schuljahr 2016/17 unter dem Titel „Europa – Unsere Geschichte“ im deutschen und polnischen Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I in identischer Form, lediglich in unterschiedlichen Sprachfassungen, eingesetzt werden. Dies wird z. B. durch Lehrerfortbildungen unterstützt. Der erste Band behandelt die Zeit von der europäischen Ur- und Frühgeschichte bis zum Mittelalter. Geplant sind drei weitere Bände bis zur Gegenwart. Es handelt sich um ein reguläres Schulbuch zur Geschichte Europas, das in den Bundesländern eingesetzt werden kann.

Anlässlich der Präsentation sagt Günter Baaske:  Der Einsatz hat sich gelohnt. Das gibt uns Schwung für die nächsten drei Etappen. Von dem Projekt geht auch ein starker Implus für die deutsch-polnischen Beziehungen aus.“  

Das von dem deutsch-polnischen Verlagstandem Eduversum GmbH und Wydawnictwa Szkolne i Pedagogiczne (WSiP) verlegte Schulbuch entstand in enger Zusammenarbeit zwischen den Verlagen, Autoren, wissenschaftlichen Koordinatoren und Experten für bestimmte Epochen aus beiden Ländern. Das Tandem hatte seine Arbeit an dem Projekt im März 2012 begonnen.

Vorausgegangen waren zahlreiche Vorabstimmungen auch auf Regierungsebene. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte bereits im Jahr 2006 bei einer Semestereröffnung an der Viadrina-Universität in Frankfurt (Oder) vorge-schlagen, gemeinsam mit den polnischen Nachbarn ein Schulbuch für das Fach Geschichte zu erarbeiten.


Günter Baaske: „Dieses innovative Geschichtsbuch ist viel mehr als eine historische Betrachtung Europas: Es spiegelt auch das Ergebnis eines langen Prozesses der Dis-kussion darüber wider, wie verschiedene Perspektiven, Interpretationen sowie didakti-sche Zugriffe in einem gemeinsamen Schulbuch zur Geltung gebracht werden können.“

Durch seine verschiedenen Blickwinkel auf die europäische Geschichte, die Sensibilisierung für die Betrachtungsweise des jeweils Anderen und seine innovativen didaktischen Ansätze versprechen sich beide Seiten einen erheblichen Mehrwert für deutsche und polnische Schülerinnen und Schüler und die deutsch-polnischen Beziehungen.

Die weiteren drei Bände behandeln die frühe Neuzeit, das 19. Jahrhundert und das 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sie sollen bis zum Jahr 2020 sukzessive erscheinen. Das Projekt wird finanziell von der Kultusministerkonferenz nach Königsteiner Schlüssel in Höhe von etwa zwei Millionen Euro gefördert. Das Auswärtige Amt fördert die Arbeit der Projektgruppe und finanziert das Projektbüro am Georg-Eckert-Institut in Braunschweig. Das Auswärtige Amt wird den deutschen Auslandsschulen 3.000 Exemplare zur Verfügung stellen.

Hintergrund

2008 hatten sich die Regierungen beider Länder über die Realisierung eines gemeinsamen Lehrwerks zur europäischen Geschichte verständigt und die notwendigen Voraussetzungen hierfür geschaffen. Auf deutscher Seite fördern das Auswärtiges Amt und die Kultusministerkonferenz, unter Federführung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, das Projekt und koordinieren dieses auf politischer Ebene. Auf polnischer Seite sind dies das Ministerium für Nationale Bildung, das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe. Eine Förderung erfuhr das Projekt auch durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Mit der Sicherung der wissenschaftlichen Expertise an dem Projekt wurden die beiden Vorsitzenden der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission betraut. Dem Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig sowie dem Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften obliegt die wissenschaftliche Koordinierung.

Das Projekt eines gemeinsamen Geschichtsbuchs profitiert in hohem Maße von der Erfahrung der seit 1972 arbeitenden Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuch-kommission. Diese gab bereits 1976 mit ihren Empfehlungen einen wichtigen Impuls für den Geschichtsunterricht und die Schulbücher beider Länder. Von einem gemeinsamen Geschichtsbuch war man damals allerdings noch weit entfernt.

Das Geschichtsbuch ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Es kostet 24,80 Euro.