Gemeinsame KI-Offensive von Bund und Ländern
Künstliche Intelligenz ist die zentrale Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Ihr Potenzial entfaltet bereits jetzt umfassende und tiefgreifende Wirkungen in der Forschung, auf wissenschaftsbasierte Innovationen, in Lehre und Forschung und auf administrative Hochschulprozesse. Mit Blick auf die Wahl zum Deutschen Bundestag hat die Wissenschaftsministerkonferenz am Freitag in Berlin ein Positionspapier verabschiedet, in dem die Ministerinnen und Minister zur Verstärkung der in den Ländern bereits ergriffenen Maßnahmen eine gemeinsame KI-Offensive von Bund und Ländern fordern. Ziel ist, durch diese nationale KI-Offensive sowie eine enge strategische Abstimmung und starke Positionierung in der EU die Chancen und Potenziale der Künstlichen Intelligenz für Innovation und Wertschöpfung entschlossen zu nutzen.
Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern und Präsidentin der Wissenschaftsministerkonferenz: „Es gibt kaum einen Bereich in Wirtschaft und Wissenschaft, in dem zukünftig die Künstliche Intelligenz nicht eine entscheidende Rolle spielen wird. Deutschland muss deshalb sein Engagement in der Forschung mit und für KI deutlich erhöhen, wenn wir angesichts der rasanten Entwicklungen in Ländern wie den USA oder China weiter international wettbewerbsfähig sein wollen. Das werden die einzelnen Länder, die durchweg bereits große Anstrengungen unternehmen, nicht alleine stemmen können. Dafür braucht es eine gesamtstaatliche Kraftanstrengung. Wir Wissenschaftsministerinnen und -minister fordern von einer neuen Bundesregierung eine breit angelegte KI-Offensive.“
Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur und A-Koordinator in der Wissenschaftsministerkonferenz: „Unsere Hochschulen sind Hotspots der Digitalisierung. Sie liefern Antworten auf grundlegende Fragen der Digitalität, entwickeln moderne Ausbildungskonzepte und innovative Methoden zum Umgang mit der KI. Wir müssen gemeinsam in die Infrastruktur wie z.B. leistungsstarke Großrechenzentren und die IT-Sicherheitsforschung investieren. Die Herausforderung wird sein, unsere Forschung vor Missbrauch und Spionage zu schützen, aber auch internationale Kooperationen zu ermöglichen, um wettbewerbsfähig zu sein.“
Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, B-Koordinator in der Wissenschaftsministerkonferenz: „Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie. Fest steht: Deutschland und Europa können es sich nicht leisten, hier nicht mit dabei zu sein. Wir müssen in das Rennen einsteigen – und zwar schnell. Aktuell fehlt es an Fachkräften, es fehlt an Daten, es fehlt an Rechenkapazitäten. Die Losung muss daher sein: mehr Aufmerksamkeit und mehr Ambition für KI – für mehr Talente, mehr Technologie, mehr Transfer. Wir brauchen wieder eine Initialzündung, einen neuen Airbus-Moment. Das kann uns nur mit einer großen Kraftanstrengung und einer Vernetzung innerhalb Europas gelingen.“
Zu den im Positionspapier enthaltenen Schwerpunktsetzungen und Maßnahmen gehören:
- KI-Infrastrukturprogramm: Die Forderung nach einem umfassenden KI-Infrastrukturprogramm und die Entwicklung einer europäischen Roadmap zum Auf- und Ausbau großer KI-Infrastrukturen. Die Rechenkapazitäten im Hochschul- und außeruniversitären Bereich müssen bedarfsorientiert weiterentwickelt und ausgebaut werden. Ziel ist es, der deutschen Hochschul- und Wissenschaftslandschaft in ihrer Breite Zugang zu international konkurrenzfähiger Rechenleistung zu ermöglichen.
- Zugang und Verfügbarkeit von Daten: Maßgeblich für die Entwicklung und Nutzung von KI ist der Zugang und die Verfügbarkeit von Daten. Den Ausbau sicherer und kooperativer Föderationen von Daten-Infrastrukturen sowie betriebsmodelloptimierte, institutionenübergreifende Speicherinfrastrukturen für die Forschung, aber auch für den Datenaustausch mit der Wirtschaft muss der Bund prioritär und kompatibel mit europäischen Initiativen vorantreiben.
- Interdisziplinarität: Forschung zu KI ist mittlerweile in nahezu allen Disziplinen von überragender Bedeutung. Der Bund muss sein Engagement in diesem Bereich deutlich intensivieren und das Budget für KI-Forschung an Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen signifikant erhöhen. Agile und bürokratiearme Förderformate sollen erprobt werden, um interdisziplinäre Experimentierräume zu eröffnen.
- Nachwuchsförderung: Die Gewinnung und Förderung exzellenter wissenschaftlicher Nachwuchskräfte ist entscheidend, um Forschung und Lehre zu und mit KI zukunftsfähig zu gestalten. Gemeinsam mit dem Bund wollen die Länder ein neues, auf KI ausgerichtetes Tenure-Track-Programm auflegen.
- Ethische Auseinandersetzung: Die Nutzung von und die kritisch-reflektierte Auseinandersetzung mit KI im Hochschulstudium wird zunehmend zur Basisanforderung. Die Initiativen der Länder müssen mit dem vom Bund geförderten KI-Campus und einem Ausbau des Förderprogramms „Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung“ verbunden werden.
- Wissens- und Technologietransfer von Entwicklungen und Innovationen aus der KI-Forschung in Wirtschaft und Gesellschaft ist von überragender Bedeutung. Der Bund muss seine Förderung in diesem Feld systematisch stärken und den Abbau bürokratischer Hürden für Start-ups vorantreiben. Zielgerichtete innovationsfördernde Anreize sollen verstärkt privates Kapital einbeziehen