Lehren und Lernen in der digitalen Welt: Kultusministerkonferenz verabschiedet ergänzende Empfehlung zur Strategie „Bildung in der digitalen Welt“
Fünf Jahre nach Verabschiedung der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ beschließt die 376. Kultusministerkonferenz die ergänzende Empfehlung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt". Die Ergänzung vertieft einzelne Aspekte der Strategie, reflektiert die Erfahrungen aus der Phase der Pandemie und stellt die Bedeutung der Unterrichtsqualität und Schulentwicklung beim Einsatz neuer Technologien heraus. Mit der ergänzenden Empfehlung wird der Fokus auf die notwendigen digitalen Schulentwicklungsprozesse und auf die Qualifizierung der Lehrkräfte in didaktischer und technischer Hinsicht gelegt. Das Ziel ist, die Qualität des Unterrichts zu verbessern.
Die Empfehlung ist gleichzeitig Schwerpunkt der aktuellen brandenburgischen KMK-Präsidentschaft. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst sieht in der ergänzenden Empfehlung „Lehren und Lernen“ ein wichtiges und zeitgemäßes Update der KMK-Strategie: „Der schulische Bildungsauftrag umfasst auch das Ziel einer umfassenden Vorbereitung für das Aufwachsen und Leben in einer sich stetig verändernden digitalen Realität. Daher werden wir in den kommenden Jahren auch weiter eine erfolgreiche Verknüpfung von gutem Unterricht mit den Potenzialen der Digitalisierung anstreben.“
Hierfür ist es zentral, sich die Potentiale digitaler Medien und Werkzeuge für ein Lehren und Lernen in der digitalen Welt anzueignen und didaktisch nutzbar zu machen. Die ergänzende Empfehlung nimmt die Voraussetzungen für das Gelingen solcher Bildungsprozesse in den Blick und macht in Form von prioritären Maßnahmen konkrete Vorschläge für die Bereiche der systemischen Schulentwicklung, eine Anpassung der Prüfungskultur und die Qualifizierung des pädagogischen Personals durch die Einrichtungen der Lehrerbildung. Zu den prioritären Maßnahmen sowie mittel- und langfristigen Arbeitsschwerpunkten formuliert die Empfehlung auch die forschungsbasierte Entwicklung von Unterrichtsinhalten und -konzepten für den Einsatz digitaler Unterrichtstechnologien in der Schule.
So finden sich unter anderem folgende Empfehlungen in dem Beschluss: Beispielsweise sollten, Motivation und Lernfreude steigernde Elemente gezielt aufgegriffen werden, indem insbesondere digitale Medien und Werkzeuge, die der Individualität und Kreativität der Lernenden gerecht werden, eingesetzt werden. Zudem sollten digitale Möglichkeiten, die ein tieferes Verständnis beziehungsweise erweiterte Funktionen der Lerngegenstände ermöglichen, wie beispielsweise Simulationen, dynamische Modellierungen oder kollaboratives Problemlösen unter Einbindung verschiedener Expertisen und gegebenenfalls Lernorte, zielorientiert und intensiv in Lehr-Lern-Prozesse einbezogen werden.
Digitale und analoge Lehr-Lern-Settings sind mit Blick auf die Qualitätskriterien guten Unterrichts gelingend miteinander zu verbinden. Für das Feedback sollten zunehmend auch computergestützte, interaktive und sanktionsfreie Rückmeldungen genutzt werden, die durch Adaptivität das individualisierte Üben gezielt unterstützen.
In zukünftigen schriftlichen und mündlichen Prüfungsformaten sind neben den fachlichen Kompetenzen verstärkt Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation mit einzubeziehen. In diesem Zusammenhang sollten wissenschaftsbasiert neue Prüfungsformate entwickelt werden, die diese Fähigkeiten gesichert überprüfen. Und auch in mündlichen Prüfungsformaten sollen in einer Kultur der Digitalität die kommunikativen Anteile des Lernens und Verstehens umfangreicher als bisher mit digitalen Möglichkeiten erweitert werden.
Jede Schule sollte die digitalisierungsbezogene Schulentwicklung umfassend mit den Dimensionen Unterrichts-, Organisations-, Personal-, Kooperations- und Technologieentwicklung angehen und vor dem Hintergrund der eigenen pädagogischen Zielsetzungen gewinnbringend und zukunftsorientiert miteinander verknüpfen. Für die datengestützte Schulentwicklung bedarf es für Schulleitungen und Schulaufsicht einer digitalen Aufbereitung und Bereitstellung von Daten auf der Grundlage eines Informationsmanagementkonzepts.
In der beruflichen Bildung sollten digitale Technologien zur Weiterentwicklung des Zusammenwirkens der Lernorte und der besseren Verknüpfung berufsschulischen, betrieblichen und überbetrieblichen Lernens genutzt werden.
Landesinstitute sollten beauftragt werden, Konzepte für eine digital unterstützte Gestaltung eines individualisierten Unterrichts zu entwickeln und allen Schulen zur Verfügung zu stellen. Zudem sollen die drei Phasen der Lehrerbildung weiter verknüpft werden, wobei theoretische sowie empirische Einsichten im Kontext fortschreitender Digitalisierung mit Praxiserfahrungen zu integrieren sind.
Während der einjährigen Genese der Empfehlung hat eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe von Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbereich unter anderem auch die Stellungnahmen von Fachverbänden und wissenschaftlichen Expertinnen und Experten eingeholt. Zudem floss die Ad-hoc-Stellungnahme der Ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zur Weiterentwicklung der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ in den Empfehlungstext ein.