Oldenburg: „Erinnerungskultur ist zentrale Bildungsaufgabe.“
Eine hochrangige Delegation der Bildungsministerkonferenz der KMK wird an der internationalen Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz teilnehmen.
Das gemeinsame Gedenken findet am Nachmittag des 27. Januar 2025 am Ort des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz II-Birkenau statt. An diesem Tag wird an die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee im Jahr 1945 erinnert und der Millionen Opfer des Holocaust gedacht.
Die Delegation wird von der Präsidentin der Bildungsministerkonferenz Simone Oldenburg (Mecklenburg-Vorpommern) angeführt. Ihr gehören außerdem die zweite Vizepräsidentin Christine Streichert-Clivot (Saarland) sowie die Ministerinnen Dr. Stefanie Hubig (Rheinland-Pfalz), Karin Prien (Schleswig-Holstein) und Theresa Schopper (Baden-Württemberg) an.
Die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung unterstreicht die besondere Bedeutung der Erinnerungskultur und der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust im deutschen Bildungssystem.
„Mindestens 232.000 Kinder und Jugendliche wurden nach Auschwitz deportiert. Sie hatten ihr ganzes Leben noch vor sich. Lediglich 650 Kinder und Jugendliche konnten befreit werden. Diese Schicksale bewegen mich tief. Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Opfer des Holocaust ist eine zentrale Aufgabe unserer Bildungsarbeit. Die Wertegrundlage des Grundgesetzes – unsere Freiheit und die Würde des Menschen – ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss jeden Tag neu erstritten und gegen die Feinde der Demokratie verteidigt werden. Es kommt immer darauf an, Haltung zu zeigen und für eine lebenswerte Gesellschaft, den Schutz von Minderheiten und für unsere Demokratie einzutreten. In einer lebendigen Erinnerungskultur gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus und legen zugleich das Fundament für ein friedliches und demokratisches Miteinander – jetzt und in der Zukunft. Die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung in Auschwitz ist ein Zeichen unseres Engagements für die Vermittlung historischer Verantwortung“, erklärte die Präsidentin.
Mit dem Untertitel „Erinnern für die Zukunft“ hatte die Bildungsministerkonferenz der KMK am 10. Oktober vergangenen Jahres eine Erklärung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau verabschiedet:
„Am 27. Januar 2025 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, Ort millionenfachen Massenmords und Symbol der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie, zum 80. Mal. Vor genau 20 Jahren, anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung, haben die Vereinten Nationen den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) erklärt. Bereits neun Jahre zuvor (1996) hatte der damalige Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog den `Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus` eingeführt. Seither findet jährlich am oder um den 27. Januar eine Gedenkstunde im Bundestag statt.
Die Bildungsministerkonferenz betont: Die Erinnerung an die Verbrechen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft darf nicht verblassen! Sie wachzuhalten, ist eine Aufgabe, die wir von Generation zu Generation weitergeben müssen. Gerade in unseren Tagen, in denen extremistische Parteien und Strömungen sowie islamistische Gruppierungen Zulauf erfahren, antisemitische Vorfälle und Straftaten zunehmen und das Existenzrecht Israels infrage gestellt wird, muss daran erinnert werden, wohin es führen kann, wenn Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit eine Absage erteilt wird.
Seit über 75 Jahren bildet das Grundgesetz den verfassungsrechtlichen Rahmen unseres freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaats, in dem wir seit mehr als 30 Jahren friedlich und vereint zusammenleben können. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, wird uns derzeit schmerzlich bewusst, wo die Bedrohung unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung offensichtlich ist. Die Demokratie muss verteidigt werden, dies erfordert ein aktives Mittun aller. Die Erinnerung an die Nazidiktatur und deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit ruft dies in unser Bewusstsein. Eine lebendige Erinnerungskultur ist daher neben dem Gedenken an die Opfer essenziell für die Gestaltung der Zukunft unseres Landes und für unser Zusammenleben.
In diesem Sinne ruft die Bildungsministerkonferenz der KMK die Schulen dazu auf, sich aus Anlass des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vertieft mit Aspekten und Fragestellungen zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus, Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. Nie wieder ist jetzt! Und neben der Erinnerungskultur ist dafür auch die Demokratiebildung von Anfang an unerlässlich.“