Kultusminister Konferenz

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Verleihung des Europäischen Sprachensiegels 1999

"Wir brauchen Europäer, die aus der Erfahrung des Anderen eigene Beschränkungen überwinden können und Fremdes oder Neues nicht immer nur am Maßstab der Nähe messen." Mit diesen Worten hat der Präsident der Kultusministerkonferenz, Staatsminister Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, am 8. Dezember 1999 erstmals sechs deutsche Projekte mit dem Europäischen Sprachensiegel ausgezeichnet.

Mit dem jährlich in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union vergebenen Siegel sollen künftig interessante Projekte des Sprachenlehrens und -lernens prämiert werden. Die deutschen Schulprojekte, die im Rahmen dieser Initiative der Europäischen Kommission zur Förderung der Mehrsprachigkeit ausgezeichnet wurden, sind von einer Jury unter Leitung von Professor Dr. Ebke, dem Direktor des Staatlichen Seminars für Schulpädagogik in Tübingen, ausgewählt worden. Nach Auffassung der Jury sind sie in besonderer Weise motivierend, übertragbar auf andere Kontexte und europäisch ausgerichtet und stehen somit beispielhaft für Kreativität und Innovation im Bereich des Fremdsprachenlernens.

Die Schulen dürfen das Logo des Europäischen Sprachensiegels 1999 führen und damit künftig auf die besondere Qualität ihres mit dem Siegel ausgezeichneten Projektes hinweisen. In einer Feierstunde im Bonner Sekretariat der Kultusministerkonferenz wurden ausgezeichnet:

  • das Friedrich-Ebert-Gymnasium in Bonn für das Projekt "Lerne die Sprache der Anderen - Mehrsprachigkeit als europäischer Auftrag",

Die Bonner Schule ist das erste Gymnasium, das nach einem besonderen Vertrag zwischen Deutschland und Frankreichseit 1986 sowohl das Abitur wie das französische Baccalauréat abnimmt. Ausgezeichnet wird die Schule, weil sie mit nicht nachlassender Energie die Mehrsprachigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler und die Perspektive der europäischen Integration als Herausforderung ernst nimmt und für ihr Schulprofil definiert. Die gelebte Mehrsprachigkeit in Französisch, Englisch und Spanisch im bilingualen Unterricht wird durch gemeinsames Lernen mit zahlreichen Partnerschulen in anderen europäischen Ländern unterstützt. Dies alles führt inzwischen bei etwa einem Drittel der Schülerinnen und Schüler zu einer weiteren nationalen oder internationalen Zertifizierung neben dem deutschen Abitur.

  • das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Dillingen (Landkreis Saarlouis) für das Projekt "Le c@hier", eine europäische Schülerzeitung mit Beiträgen in drei Sprachen,

Seit zwei Jahren erstellen Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen des Gymnasiums sowie aus ihren französischen und spanischen Partnerschulen gemeinsam eine Schülerzeitung, deren Beiträge in drei Sprachen veröffentlicht werden. Für die redaktionelle Bearbeitung und das Layout verwenden sie die neuen Informationstechnologien und stimmen sich auch in Videokonferenzen ab. Die Schülerinnen und Schüler erleben so fremdsprachliche Herausforderungen mit europäischen Partnern. Auch ihre Sprechfertigkeit im direkten Umgang im europäischen Redaktionsteam hat sich ständig verbessert. Das Projekt zeigt beispielhaft, wie sich Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich und engagiert fit machen können für sprachliche und kulturelle Herausforderungen.

  • die Gesamtschule des Saarpfalz-Kreises in Gersheim für ein Projekt, bei dem das Erlernen der Partnersprache Französisch insbesondere durch musisch-kulturelle Intensivlernphasen unter Nutzung grenznaher Begegnungsmöglichkeiten besonders gefördert wird, 

Die Schule bereitet ihre Schülerinnen und Schüler seit 1994 im bilingualen Zug in einwöchigen handlungsorientierten Intensivlernphasen auf authentische sprachliche Herausforderungen im Nachbarland vor. Workshops mit Künstlern des Nachbarlandes, Projekte zu archäologischen, geologischen und historischen Themen im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim direkt an der französischen Grenze führen zu einer engen Zusammenarbeit. In einem alljährlich stattfindenden deutsch-französisch-polnischen Märchenprojekt unter Einbeziehung eines finnischen Partners wird die europäische Dimension besonders deutlich, zumal nicht Englisch allein die Verständigungssprache ist, sondern an der Gesamtschule des Saarpfalz-Kreises für dieses Projekt Polnisch-Kurse angeboten werden.

  • die neue Deutsch-italienische Grundschule in der Schule Döhrnstraße in Hamburg, die im Schuljahr 1999/2000 mit der ersten bilingualen Klasse startet,

Seit diesem Schuljahr werden 26 Kinder ab der Klasse 1 der Deutsch-italienischen Grundschule bilingual unterrichtet. Von Anfang an erhalten sie verstärkten Italienischunterricht, in den Sachfächern werden italienische Fachausdrücke mitvermittelt. Am Ende der Klasse 2 soll auch der italienische Schriftsprachenerwerb abgeschlossen sein, so dass in Klasse 3 und 4 der Sachunterricht auf Italienisch stattfinden kann. Die Schule wird von deutschen und italienischen Kindern besucht sowie von Kindern aus binationalen Familien. Ihre Zweisprachigkeit liegt auf sehr unterschiedlichem Niveau, so dass hohe Integrationsanforderungen gestellt werden. Von der ersten Klasse an lernen Kinder mit und von Kindern, die einen anderen Teil der europäischen Kultur mitbringen. Toleranz und Verständnis werden so zu selbstverständlichen Werten einer europäisch geprägten Bildung und Erziehung.

  • die Gesamtschule Zollstock (Europaschule) in Köln für das Projekt "Wahlsprachenunterricht an der Europaschule Köln", wobei alle Schülerinnen und Schüler der Klassen sechs bis acht ein zusätzliches Sprachlernangebot in einer von sechs Sprachen wahrnehmen,

Der Wahlsprachenunterricht an der Gesamtschule wird seit 1994/95 in den Klassen 6-8, also drei Jahre lang, mit einem Umfang von drei Wochenstunden zusätzlich zum Regelangebot der Gesamtschule erteilt. Zur Wahl stehen die Sprachen Französisch, Italienisch, Niederländisch, Portugiesisch, Spanisch und Türkisch, und zwar jeweils für Neulerner. Im Juni 1999 wurde ein internationalen Symposion mit zahlreichen Schülerworkshops als Teil des Rahmenprogramms der Stadt Köln anlässlich des EU-Gipfels ausgerichtet und zudem ein "Netzwerk europaorientierter Schulen" aufgebaut. Dazu wurde die "Kölner Erklärung" vom 2. Juni 1999 für ein europaorientiertes Bildungsprogramm verabschiedet.

  • und das Martin-Luther-Gymnasium (Europaschule) in Lutherstadt Wittenberg für die Aktion "Sprachenvielfalt in einem europäischen Umweltprojekt". 

Gemeinsam mit Partnerschulen aus Schweden und den Niederlanden gestaltet das Martin-Luther-Gymnasium seit 1997 ein internationales Sprachenprojekt zum Umweltschutz. Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Facharbeit in einer Fremdsprachenvielfalt, die auch die Erarbeitung von Grundkenntnissen in Schwedisch und Niederländisch erforderlich macht. Das Projekt umfasst in einem Drei-Länder-Vergleich die Aspekte der Müllerfassung, Sortierung, Recycling sowie der Müllvermeidung. Daten über Wasserverschmutzung, Naturschutz und die Verkehrssituation in den jeweiligen Regionen werden zusätzlich gesammelt und ausgewertet. Die Ergebnisse werden im Jahr 2001 mehrsprachig veröffentlicht und sollen den betroffenen Behörden zur Verfügung gestellt werden.

Der Bericht zur Pilotphase 1999 der Aktion "Europäisches Sprachensiegel" ist beim Sekretariat der Kultusministerkonferenz als Broschüre erhältlich (schriftliche Bestellung oder per e-mail) oder als oder als komprimierte Datei (zip/pdf-Format) hier abrufbar.