Kultusminister Konferenz

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291. Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 05.Oktober 2000 in Bremen

Bei ihrer 291.Plenarsitzung hat die Kultusministerkonferenz unter dem Vorsitz von Senator Willi Lemke (Bremen) am 05.Oktober 2000 im Bremer Rathaus folgende Themen beraten:

  • Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern heute - Verabschiedung einer gemeinsamen Erklärung in der Kultusministerkonferenz und Unterzeichnung durch den Präsidenten der Kultusministerkonferenz und die Vorsitzenden der Bildungs- und Lehrergewerkschaften
  • Gemeinsam für Toleranz, Zivilcourage und demokratisches Handeln
  • Strukturelle Weiterentwicklung der beruflichen Bildung - Verabschiedung von Länderpositionen zu Ergebnissen des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit der Bundesregierung
  • Neue Rechtschreibung - Erörterung der aktuellen öffentlichen Diskussion
  • Vergütung von Lehraufträgen an Hochschulen.

Die Kultusministerkonferenz führte im Rahmen der Plenarsitzung Gespräche mit 

  • der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, und der Vorsitzenden der Jugendministerkonferenz, Ministerin Anne Lütkes, zu aktuellen kinder- und jugendpolitischen Fragen,
  • der Vorstandsvorsitzenden der Theodor-Heuss-Stiftung, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, zum Wettbewerb "Demokratisch handeln"
  • und dem Präsidium der Hochschulrektorenkonferenz zu aktuellen hochschulpolitischen Themen. 

"Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern heute - Fachleute für das Lernen"

Gemeinsame Erklärung von KMK und Lehrerverbänden

Die Kultusministerkonferenz hat auf ihrer 291.Plenarsitzung am 05.Oktober 2000 in Bremen eine gemeinsame Erklärung mit den Bildungs- und Lehrergewerkschaften zu den Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern heute verabschiedet. Der Präsident der KMK, Senator Willi Lemke, die Vorsitzenden der Lehrerverbände und ihrer Spitzenorganisationen Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) sowie DBB - Beamtenbund und Tarifunion - haben die Erklärung heute unterzeichnet, über deren Grundaussagen sie sich bereits im Mai in Meiningen verständigen konnten.Zuvor hatte die von der Kultusministerkonferenz 1998 eingesetzte Kommission "Perspektiven der Lehrerbildung in Deutschland" in ihrem im Oktober 1999 vorgelegten Abschlussbericht bereits ein Leitbild für den Lehrerberuf formuliert, das nach Ansicht aller Beteiligten wesentliche Grundlage für die gemeinsame Erklärung ist.Zentrale Aussagen der im Bremer Rathaus unterzeichneten Erklärung sind:

  • Lehrerinnen und Lehrer sind Fachleute für das Lernen, ihre Kernaufgabe ist die gezielte und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gestaltete Planung, Organisation und Reflexion von Lehr- und Lernprozessen. Die Qualität einer guten Schule wird entscheidend durch die professionellen und menschlichen Fähigkeiten von Lehrerinnen und Lehrern geprägt. Schüler müssen spüren, dass ihre Lehrer "ein Herz" für sie haben.
  • Lehrerinnen und Lehrer sind sich bewusst, dass Erziehung eine schwierige Aufgabe ist. Positive Wertorientierungen, Haltungen und Handlungen können nur überzeugend beeinflusst werden, wenn Lehrerinnen und Lehrer auch als Vorbilder wirken.
  • Lehrerinnen und Lehrer üben ihre Beurteilungsaufgabe im Unterricht und bei der Vergabe von Berechtigungen für Ausbildungs- und Berufswege kompetent, gerecht und verantwortungsbewusst aus. Junge Menschen müssen in der Schule erfahren, dass sie fair behandelt werden und dass sie ihre Bildungschancen voll ausschöpfen können.

Um ihren Aufgaben auch künftig gerecht zu werden und dabei die Qualität von Unterricht und Schule fortzuentwickeln, 

  • nutzen Lehrerinnen und Lehrer geeignete Angebote der Fort- und Weiterbildung, um ihre Kompetenzen ständig weiter zu entwickeln. Dazu gehört auch, den ständigen Kontakt zur Arbeitswelt zu halten,
  • beteiligen sich Lehrerinnen und Lehrer an der Schulentwicklung, gestalten eine lernfördernde Schulkultur mit und übernehmen zusammen mit den Eltern und Schülern stärker Verantwortung in der eigenständigen Verwaltung der Schule,
  • unterstützen und fördern Lehrerinnen und Lehrer die interne und externe Evaluation der Lehr- und Lernprozesse und des ganzen schulischen Lebens. Faire und wissenschaftlich fundierte Leistungsvergleiche gehören dazu und dienen der Qualitätssicherung.

Es ist die Verpflichtung und Verantwortung von Bildungspolitik und Bildungsverwaltung, für Lehrerinnen und Lehrer als den Fachleuten für das Lernen die erforderlichen Rahmenbedingungen zu sichern und dabei ihrem Beruf auch die Anerkennung zu verschaffen, die er in der Öffentlichkeit verdient.

Gemeinsam für Toleranz, Zivilcourage und demokratisches Handeln 

Die Kultusminister haben sich auf ihrer 291.Plenarsitzung am 05.Oktober 2000 in Bremen intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sie in den Schulen und im Zusammenwirken mit anderen Partnern Extremismus und Fremdenfeindlichkeit von Jugendlichen entgegen wirken und bei ihnen Toleranz, Zivilcourage sowie die Einübung demokratischen Handelns stärken können. Die Kultusminister wollen ihre Anstrengungen, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit schon in der Schule zu bekämpfen, verstärken.

Die Kultusministerkonferenz ist sich mit der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, und der Vorsitzenden der Jugendministerkonferenz, Ministerin Anne Lütkes, einig, dass hierzu auch eine engere Kooperation von Schule und Jugendhilfe notwendig ist. Im Gespräch mit der Vorstandsvorsitzenden der Theodor-Heuss-Stiftung, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, haben die Länder darüber hinaus eine stärkere Unterstützung des Wettbewerbs "Demokratisch handeln" vereinbart. Mit dem Wettbewerb werden Projekte von Jugendlichen ausgezeichnet, die politische Bildung durch eigenes Tun und konkrete Beispiele erweitern. Die Kultusminister halten dieses Wettbewerbsengagement für beispielhaft, um demokratische Haltung und demokratische Kultur im gelebten Alltag von Schule und Jugendarbeit zu stärken. Denn Erziehung zur Demokratie muss aus Sicht der Kultusminister künftig stärker durch praktische, handlungsorientierte Projekte innerhalb und außerhalb der Schule ergänzt und intensiviert werden. Der Wettbewerb "Demokratisch Handeln" hat hierbei bundesweit beste Erfahrungen gemacht, die es nach Auffassung der Kultusministerkonferenz zu unterstützen und zu verbreitern gilt.

Die Kultusminister betonen den erzieherischen Auftrag von Lehrerinnen und Lehrern, ihre Vorbildfunktion für die Schüler und ihre Mitverantwortung für die Gestaltung des Schulklimas und Schullebens. Den vielen engagierten Lehrern gilt es den Rücken zu stärken und die Vielzahl ihrer schulischen Aktivitäten zu unterstützen, die sich gegen Extremismus, Gewaltbereitschaft und Fremdenfeindlichkeit richten. Die Kultusminister betonen die gemeinsame Erziehungsaufgabe aller an Schule Beteiligten. Sie appellieren aber auch an die Eltern, denen in erster Linie nach der Verfassung das Recht und die Pflicht zur Erziehung obliegen, diese Aufgaben verantwortlich wahrzunehmen.

Strukturelle Weiterentwicklung der beruflichen Bildung

Positionen der Länder zu Ergebnissen des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit der Bundesregierung

Die Kultusministerkonferenz hat auf ihrer 291.Plenarsitzung am 05.Oktober 2000 in Bremen Länderpositionen zur strukturellen Weiterentwicklung der dualen Berufsausbildung verabschiedet. Sie konkretisieren Ergebnisse aus dem Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit der Bundesregierung, in dem die Länder mitgewirkt haben. Damit beschreiben sie die gemeinsame Haltung der in den Ländern für Arbeit, Soziales, Wirtschaft und Kultus verantwortlichen Minister zu den Folgeaktivitäten, die nach dem grundsätzlichen Konsens in den Bündnisgesprächen notwendig werden.

Die Länder befürworten eine zukunftsorientierte Gliederung der Berufsausbildung in gemeinsame Grundqualifikationen eines Berufes und variable Wahlpflichtbausteine, etwa mit regionalem oder betriebsspezifischem Charakter. Sie weisen aber nachdrücklich darauf hin, dass damit nicht die Auflösung der beruflichen Erstausbildung in beliebig zu summierende Teile gemeint ist. Auch künftig müsse sicher gestellt sein, dass die berufliche Erstausbildung zur Berufsfähigkeit führt und berufliche Einsatzfähigkeit über den Ausbildungsbetrieb hinaus gewährleistet ist.

Die Kultusminister treten für die Differenzierung der Ausbildung durch Zusatzangebote und Teilqualifikationen für leistungsstärkere und leistungsschwächere Jugendliche ein. Die Zertifizierung von Teilqualifikationen einer Berufsausbildung soll u.a. dazu dienen, dass leistungsschwächeren Jugendlichen, die eine Ausbildung nicht im ersten Anlauf erfolgreich abschließen konnten, bereits erreichte Teilqualifikationen angerechnet werden, wenn sie die Ausbildung später wieder aufnehmen und abschließen, oder dass Jugendliche, die den Abschluss nicht erreichen, sich mit zertifizierten Teilqualifikationen auf dem Arbeitsmarkt bewerben können. Zusatzangebote sollen nach Meinung der Länder gemäß bundeseinheitlichen Eckdaten zertifiziert werden bzw. bundeseinheitlichen Mindeststandards genügen. Die Länder wollen damit die Transparenz über die Angebote erhöhen. Um die Information über Möglichkeiten der Zusatzqualifikation und deren Anerkennung zu verbessern, schlagen sie auch vor, beim Bundesinstitut für Berufsbildung ein zentrales Informationssystem aufzubauen.

Weiter nehmen die Länder in dem Positionspapier Stellung zur künftigen Gestaltung des Ordnungsverfahrens der Berufe und der Prüfungen, zur Lernortkooperation, zum Erwerb von Medienkompetenz in der Berufsausbildung, zur Durchlässigkeit beruflicher Bildung für den Erwerb der Hochschulreife und zur Vorbereitung Jugendlicher auf den europäischen Arbeitsmarkt. Sie machen jeweils Vorschläge, wie die in den Bündnisgesprächen verabredeten Ziele durch konkrete Maßnahmen der Länder oder im Zusammenwirken der Sozialpartner erreicht werden können.

Neue Rechtschreibung

Die Kultusministerkonferenz hat sich auf ihrer 291.Plenarsitzung am 05.Oktober 2000 in Bremen mit der Kritik an der neuen Rechtschreibung befasst, die während der Sommermonate von einzelnen Medien vorgebracht wurde.

Um der dadurch provozierten Verunsicherung, insbesondere von Schülern, Lehrern und Eltern, entgegenzuwirken, hat die Konferenz in Bremen erneut festgestellt, dass sie nicht beabsichtigt, eine "Reform der Reform" vorzunehmen. Sie hält es aber für wichtig, dass die Erfahrungen der Schreibenden mit den neuen Regeln in der Einführungsphase der neuen Rechtschreibung von Fachleuten gesammelt und ausgewertet werden. Dies ist zentrale Aufgabe der zwischenstaatlichen Wissenschaftlerkommission für die deutsche Rechtschreibung.

Die Kultusministerkonferenz hat die Kommission beauftragt, schneller als bisher geplant, nämlich bereits bis Ende des Jahres 2001, die Erfahrungen mit den neuen Regeln in der Praxis zusammenzufassen. Die Kommission wird dazu die Anwendung in Schulen, Behörden, den Printmedien und im privaten Bereich beobachten, Rechtschreibanfragen systematisch auswerten und in ihrem Gesamtbericht auch die Ergebnisse ihrer Gespräche mit Schulbuchverlagen, Zeitschriftenverlagen und Nachrichtenagenturen berücksichtigen. Sie wird dabei besonderes Augenmerk auf häufig kritisierte Teile des Regelwerks legen. Falls sie zu der Einschätzung kommt, dass sich Details nicht bewährt haben, wird sie den staatlichen Stellen in Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz Alternativlösungen vorschlagen.

Die Arbeit der zwischenstaatlichen Kommission wird künftig durch einen Beirat begleitet. Die Konferenz hat dreizehn Organisationen, die Schriftsteller, Journalisten, Agenturen, Zeitungen und Zeitschriften, Verlage, aber auch Eltern und Lehrer vertreten, zur Mitwirkung eingeladen. Aufgabe des Beirates ist es, zu den Berichten der Wissenschaftlerkommission an die staatlichen Stellen aus schreibpraktischer Sicht und im Hinblick auf die Akzeptanz von Schreibregeln Stellung zu nehmen. Das erste Treffen der wissenschaftlichen Kommission mit dem Beirat soll noch in diesem Jahr stattfinden.

Lehrauftragsvergütung an Hochschulen

Die Kultusministerkonferenz hat bei ihrer 291.Plenarsitzung am 05.Oktober 2000 in Bremen über die künftige Gestaltung der Lehrauftragsvergütung an Hochschulen beraten und ihren Präsidenten gebeten, sich mit der Finanzministerkonferenz über eine zeitgemäße Lösung zu verständigen.

Dabei geht es darum, dass die Kultusminister den Universitäten und Fachhochschulen ermöglichen wollen, die aus ihrer Sicht hinderlichen Regelungen der Vergangenheit an die jeweiligen aktuellen Bedarfslagen flexibel anzupassen.

Die Kultusministerkonferenz vertritt die Auffassung, dass Lehrauftragsvergütungen dem Ziel entsprechen sollen, den Wettbewerb der Länder zu fördern und daher länderübergreifende Vereinbarungen auf das unbedingt erforderliche Maß reduziert werden sollen. Sie will sich deshalb mit der Finanzministerkonferenz auf neue, zeitgemäße Regelungen verständigen.