Kultusminister Konferenz

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Ergebnisse Grundschul-Ländervergleich 2011

Insgesamt hoher Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler im Primarbereich

Nach dem Ländervergleich 2009 zu den sprachlichen Kompetenzen in der Sekundarstufe I stehen mit dem Bericht zum Ländervergleich in der Grundschule erstmalig differenzierte Informationen über den Erfolg des Deutsch- und Mathematikunterrichts im Primarbereich zur Verfügung. „Die Ergebnisse des Ländervergleichs belegen einen hohen Leistungsstand der Grundschülerinnen und -schüler, die zu einem überwiegenden Teil die für die Grundschule gesetzten Leistungserwartungen erfüllen oder sogar übertreffen. Dies ist auch auf die engagierte Arbeit der Lehrkräfte zurückzuführen, für die ich mich im Namen der Kultusministerkonferenz herzlich bedanke. Deutlich wird aber auch, dass eine je nach Land unterschiedlich große Gruppe von Schülerinnen und Schülern einer gezielten Förderung bedarf, um das Leistungspotenzial besser auszuschöpfen“, erklärte der Präsident der Kultusministerkonferenz, Senator Ties Rabe.

I.Zentrale Befunde

  • Die Mindeststandards im Bereich Lesen werden von ca. 88%, im Zuhören von ca. 93%, in Orthografie von ca. 87% und in Mathematik von rund 88% der Schülerinnen und Schüler erreicht. 
  • Deutschlandweit werden die Regelstandards der Kultusministerkonferenz im Bereich Lesen von ca. 67%, im Zuhören von ca. 74%, in Orthografie von ca. 64% und in Mathematik von rund 68% der Schülerinnen und Schüler erreicht. 
  • Der Anteil der leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler, die die Regelstandards übertreffen, liegt  in diesen Bereichen bei ca. 40%.
  • Im Bereich Lesen erreichen die Schülerinnen und Schüler in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein überdurchschnittliches Niveau, im Bereich Zuhören die Schülerinnen und Schüler in Bayern.
  • Im Bereich Mathematik erreichen die Schülerinnen und Schüler in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg mittlere Kompetenzstände, die signifikant über dem deutschen Mittelwert liegen.

Leistungsunterschiede nach sozialer Herkunft, Zuwanderungshintergrund und Geschlecht

Die soziale Herkunft und insbesondere der Zuwanderungshintergrund haben erhebliche Auswirkungen auf den Bildungserfolg. Die sozialen Ausgangslagen in den einzelnen Ländern unterscheiden sich deutlich und wirken sich sehr unterschiedlich auf den Bildungserfolg aus.

  • In allen Ländern wird in unterschiedlicher Größenordnung ein substanzieller Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und den erreichten Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern festgestellt: Je niedriger der soziale Status der Eltern, desto schwächer ausgeprägt die erreichten Kompetenzen.
  • In einigen Ländern (Sachsen, Thüringen und Brandenburg) ist dieser Zusammenhang im Fach Deutsch relativ gering.
  • In Ländern mit einem substanziellen Anteil von Kindern mit einem Zuwanderungshintergrund wurden zuwanderungsbezogene Leistungsunterschiede untersucht. Dabei ergeben sich für alle untersuchten Bereiche deutliche Nachteile, die bei Kindern mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen stärker ausgeprägt sind als bei Kindern mit nur einem im Ausland geborenen Elternteil. Die Disparitäten im Zuhören fallen größer aus als in den anderen untersuchten Bereichen.
  • Die Leistungsrückstände von Kindern aus Zuwanderungsfamilien lassen sich zu einem großen Teil auf den sozialen Status, das Bildungsniveau der Eltern und die Häufigkeit, mit der in der Familie Deutsch gesprochen wird, zurückführen. Darüber hinaus zeigen sich für Kinder aus einzelnen Herkunftsländern auch bei gleichem familiärem Hintergrund substanzielle Kompetenznachteile.
  • In den Analysen der Kompetenzunterschiede zwischen Jungen und Mädchen werden ein deutlicher Vorsprung der Mädchen im Lesen und in Orthografie und ein Vorsprung der Jungen in Mathematik erkennbar.

„Die Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards im Primarbereich sorgt für mehr Transparenz und dient der Rechenschaftslegung im Bildungsbereich. Die Ergebnisse sind insgesamt erfreulich, dennoch bleibt viel zu tun. Insbesondere Kinder aus bildungsfernen Familien müssen besser gefördert werden. Hier gibt es bereits ein vielfältiges Angebot zur Förderung, insbesondere zur Lese- und Sprachförderung. Dieses Angebot muss jetzt weiterentwickelt werden“, so der Präsident der Kultusministerkonferenz, Senator Ties Rabe.

II.Bildungspolitische Folgerungen aus den Ergebnissen des IQB-Ländervergleichs 2011

  • Es gilt, sowohl den Anteil leistungsschwächerer Schülerinnen und Schüler weiter zu reduzieren als auch den der leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler weiter zu erhöhen. Hier bieten die 2001 beschlossenen sieben Handlungsfelder der Kultusministerkonferenz nach wie vor eine gute Grundlage für die langfristigen Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung.
  • Die verschiedenen Verfahren zur Sprach- und Leseförderung müssen auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und weiterentwickelt werden. Dazu bereiten die Länder mit dem Bund derzeit eine gemeinsame Initiative zur Weiterentwicklung der Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung vor.
  • Die Kultusministerkonferenz wird ihre Anstrengungen im Bereich der Lehrerbildung insbesondere mit Angeboten zu Binnendifferenzierung und individueller Förderung sowie zur Integration bzw. Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf intensivieren.

III.Anlage der Studie

Der Beschluss der Kultusministerkonferenz, länderübergreifende Bildungsstandards für den Primarbereich festzulegen, Testaufgaben zu entwickeln und empirisch zu überprüfen, ist erfolgreich umgesetzt worden.

Die vom IQB durchgeführten Ländervergleiche lösen die bisherigen Tests im Rahmen von PISA (PISA-E) und PIRLS/IGLU (IGLU-E) ab, werden aber in Ankopplung an die internationalen Schulleistungsstudien durchgeführt. Entsprechend fand die Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards im jetzt vorgelegten Ländervergleich in Verbindung mit PIRLS/IGLU 2011 statt. Im Gegensatz zu dieser internationalen Erhebung orientiert sich der vorliegende Ländervergleich stärker an der Lehrplanwirklichkeit und Unterrichtspraxis in den Schulen der Länder. In Erweiterung der internationalen Studien werden neben der Lesekompetenz im Fach Deutsch auch die Bereiche Zuhören und Orthografie sowie im Fach Mathematik die Bereiche Zahlen und Operationen, Raum und Form, Muster und Strukturen, Größen und Messen und Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit getestet.

Die Ergebnisse der IQB-Ländervergleiche in der Sekundarstufe I (ab 2009) und im Primarbereich (ab 2011) sollen die Lernstände nach Einführung der Bildungsstandards beschreiben; die nächste zentrale Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards in den Fächern Deutsch und Mathematik (Primarbereich) im Ländervergleich erfolgt 2016. Im Jahr 2013 werden die Ergebnisse der zentralen Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards im Ländervergleich in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik (Sekundar-stufe I) vorgestellt.

Am IQB-Ländervergleich 2011 haben sich insgesamt 1.300 Grund- und Förderschulen aus allen 16 Ländern beteiligt. Pro Schule wurde eine komplette 4. Klasse getestet. Insgesamt haben rund 27.000 Schülerinnen und Schüler an den Tests teilgenommen, die Testzeit betrug pro Fach jeweils 80 Minuten.

Die Ergebnisse für die einzelnen Länder werden auf Grundlage der aus internationalen Studien bewährten Metrik (500-er Skala) vorgestellt und miteinander verglichen. Dabei ist zu beachten, dass die Rangfolge von Ländern, deren Punktzahlen eng nebeneinander liegen, unter der Einschränkung von Schätzfehlern, die sich aufgrund von Stichprobenerhebungen ergeben, betrachtet werden muss. Der Bereich Orthografie wird auf Bundesebene berichtet.

Die Kultusministerkonferenz hat sich für eine Veröffentlichung der Ländervergleiche vor Veröffentlichung der internationalen Ergebnisberichte (PISA, PIRLS/IGLU) ausgesprochen, um die Ergebnisse für die Schul- und Unterrichtsentwicklung möglichst zeitnah nutzen zu können.

Die wissenschaftliche Gesamtverantwortung für den Ländervergleich liegt bei Prof. Dr. Petra Stanat und Prof. Dr. Hans Anand Pant. Das IQB hat das IEA Data Processing and Research Center (kurz DPC) in Hamburg mit der praktischen Organisation der Untersuchung und der gesamten Datenverarbeitung beauftragt. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte durch das IQB. 

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und den Bericht finden Sie hier und weiterführende Informationen unter Opens external link in new windowwww.iqb.hu-berlin.de.