Kultusminister Konferenz

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Neues Ausbildungsjahr: mehrere modernisierte und neue Berufe in 2022

Auch in diesem Jahr treten mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahrs am 01.08.2022 die Ausbildungsregelungen für eine Reihe neuer und modernisierter Ausbildungsberufe in Kraft. In bewährter Kooperation mit dem Bund hat die Kultusministerkonferenz (KMK) dazu die Rahmenlehrpläne für den Unterricht an den Berufsschulen neu gefasst.

Neben der mit unveränderter Dynamik weiter voranschreitenden Digitalisierung von Arbeits- und Geschäftsprozessen spielt die zunehmende Bedeutung von Kommunikation eine maßgebliche Rolle bei der inhaltlichen Modernisierung der bestehenden Berufsbilder, die eine notwendige Basis für die Sicherstellung der globalen Innovations- und Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft bilden.
Mit den Rahmenlehrplänen für die Berufsschulen setzt die Kultusministerkonferenz einen verbindlichen Standard, um die Qualität und Vergleichbarkeit der Ausbildung in allen 16 Ländern zu gewährleisten. Die kompetenzorientierte Gliederung der Rahmenlehrpläne in Form von Lernfeldern verfolgt das Ziel, den Erwerb der notwendigen beruflichen Handlungsfähigkeit zu ermöglichen und gleichzeitig die angehenden Fachkräfte auch angesichts des stetigen Wandels der Anforderungen in ihrem gewählten Beruf für die künftigen Herausforderungen zu qualifizieren.

Neue Ausbildungsberufe:

  • Binnenschifffahrtskapitän und Binnenschifffahrtskapitänin
  • Fachkraft Küche

Modernisierte Ausbildungsberufe:

  • Berufe in der Binnenschifffahrt
    • Binnenschiffer und Binnenschifferin
  • Berufe im Hotel- und Gastronomiegewerbe
    • Koch und Köchin
    • Hotelfachmann und Hotelfachfrau
    • Kaufmann für Hotelmanagement und Kauffrau für Hotelmanagement
    • Fachkraft Gastronomie
    • Fachmann für Systemgastronomie und Fachfrau für Systemgastronomie
    • Fachmann für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie und Fachfrau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie
  • Eisenbahntechnische Berufe
    • Eisenbahner im Betriebsdienst Lokführer und Transport und Eisenbahnerin im Betriebsdienst Lokführerin und Transport
    • Eisenbahner in der Zugverkehrssteuerung und Eisenbahnerin in der Zugverkehrssteuerung
  • Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen und Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen
  • Zahnmedizinischer Fachangestellter und Zahnmedizinische Fachangestellte
  • Zahntechniker und Zahntechnikerin

Teilnovellierte Ausbildungsberufe:

  • Friseur und Friseurin
  • Fachkraft für Veranstaltungstechnik

 

Binnenschiffer und Binnenschifferinnen sowie Binnenschifffahrtskapitäne und Binnenschifffahrtskapitäninnen arbeiten in Betrieben der Güter- und Personenschifffahrt, in Hafenbetrieben und Hafenbehörden, bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sowie in Wasserbauunternehmen. In den ersten beiden Ausbildungsjahren kann eine gemeinsame Beschulung stattfinden, in der gemeinsame Ausbildungsinhalte vermittelt werden, wie zum Beispiel das Einsetzen von Fahrzeugausrüstung oder das Be- und Entladen von Binnenschiffen. Schwerpunkt des letzten Ausbildungsjahres zum/zur Binnenschiffer/-in ist das Instandsetzen von mechanischen Anlagen und Schiffsmotoren, während der zweite Teil der dreieinhalbjährigen Ausbildung zum/zur Binnenschifffahrtskapitän/-in durch Nautik und Schiffssteuerung geprägt ist.

Mit sechs modernisierten und einer neu geschaffenen Ausbildungsordnung gehen die Hotel-, Gastronomie- und Küchenberufe in das im August 2022 beginnende neue Ausbildungsjahr.
Die Restaurantfachleute heißen nun Fachleute für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie. Mit der neuen Berufsbezeichnung soll deutlich werden, dass es sich hier künftig um die Veranstaltungsspezialisten der Branche handelt.
Die Fachkräfte für Gastronomie, die bisher unter der Bezeichnung Fachkraft im Gastgewerbe ausgebildet wurden, sowie die Fachleute für Systemgastronomie gehören ebenfalls zur Gruppe der Gastronomieberufe. Fachkräfte für Gastronomie bleiben die Allrounder im Gastgewerbe mit einem Schwerpunkt im Verkauf und der Gästebetreuung. Fachleute für Systemgastronomie organisieren künftig alle Bereiche eines Restaurants. Sie steuern unter anderem Arbeitsabläufe und überwachen die Qualität der Produkte und Prozesse.
Die Hotelfachleute bleiben die Generalisten in Beherbergungsbetrieben und betreuen Gäste auch weiterhin von der Ankunft bis zur Abreise.
Der Ausbildungsberuf Hotelkaufmann/Hotelkauffrau wird umbenannt in Kaufmann/Kauffrau für Hotelmanagement. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt künftig noch stärker im kaufmännischen Bereich und stellt somit eine Alternative zu praxisorientierten Bachelor-Studiengängen dar.
Die Trends zu veränderten Ernährungsgewohnheiten werden künftig in der Ausbildung von Köchen und Köchinnen aufgegriffen, denn es wird nun eine Vertiefung für vegetarische und vegane Küche angeboten.
Mit dem neu geschaffenen zweijährige Ausbildungsberuf Fachkraft Küche gibt es nun ein Angebot an praktisch begabte Jugendliche, die Köche und Köchinnen künftig bei der Zubereitung von Speisen und Gerichten unterstützen. Dieser qualifizierte Berufsabschluss eröffnet weitere Anschlussmöglichkeiten.
Diese sieben Berufe bilden eine Berufsgruppe, was sich auch an den im ersten Ausbildungsjahr identischen Lernfeldern abbildet. Auch im zweiten Ausbildungsjahr ist noch eine gemeinsame Beschulung jeweils in den drei Bereichen Gastronomie, Küche und Hotel möglich, so dass eine wohnortnahe Beschulung der Auszubildenden weiterhin ermöglicht wird.

Aus der bislang gültigen Ausbildung zum Eisenbahner und zur Eisenbahnerin im Betriebsdienst mit den beiden Fachrichtungen „Lokführer und Transport“ sowie „Fahrweg“ werden ab dem 1. August 2022 zwei eigenständige duale Ausbildungsberufe. Angehende Eisenbahner und Eisenbahnerinnen im Betriebsdienst Lokführer und Lokführerin und Transport werden künftig im schienengebundenen Personen- und Güterverkehr als Triebfahrzeug- und Lokrangierführende eingesetzt. Angehende Eisenbahner und Eisenbahnerinnen in der Zugverkehrssteuerung werden den Bahnverkehr von zentralen oder dezentralen Stellwerken und Betriebszentralen aus leiten. Damit die zukünftigen Eisenbahner aus beiden Berufen weiterhin Hand in Hand zusammenarbeiten, gibt es gemeinsame Lernfelder für das erste Ausbildungsjahr.

In der modernisierten Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen und zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen wird eine breite Kernqualifikation, in der vor allem digitale Kompetenzen, moderne Arbeits- und Projektmethoden sowie ganzheitliche und nachhaltige Beratung zukunftsoffen verankert sind, entwickelt. Die zu vermittelnden Kompetenzen werden dann entlang der sogenannten „Kundenbedarfsfelder“ aufgebaut, die das Herzstück der Ausbildung bilden. Hierzu zählen beispielsweise die Absicherung von Wohnen und Wohneigentum, von Berufsausübung und Freizeitgestaltung, von Mobilität und Reisen, von Krankheit und Pflege sowie die Förderung der Gesundheit. Weitere Betätigungsfelder sind Vermögensbildung, Altersvorsorge, Einkommensabsicherung und Hinterbliebenenversorgung.

Die Zahnmedizinischen Fachangestellten werden für einen breiten Einsatz von der Assistenz in der zahnmedizinischen Gesundheitsprävention und -versorgung, über die individuelle Betreuung von Patientinnen und Patienten, den Einsatz medizintechnischer Instrumente und digitaler Geräte bis hin zu kaufmännischen Arbeitsprozessen ausgebildet. Die fortschreitende Digitalisierung, z.B. beim Röntgen, beim Erstellen von Abformungen, in den Arbeitsprozessen oder bei den Leistungsabrechnungen wird in der neugeordneten Ausbildung ebenso berücksichtigt, wie die gestiegenen Anforderungen an eine gelingende Kommunikation mit Patientinnen und Patienten. Besondere Bedeutung bekommt im neuen Rahmenlehrplan auch das „Durchführen von Hygienemaßnahmen und Aufbereiten von Medizinprodukten“.
Die Herstellung von Zahnersatz unterliegt höchsten Qualitätsansprüchen und erfordert handwerkliche Präzisionsarbeit. Dabei sind die fachlichen Dienstleistungen, die Zahntechnikerinnen und Zahntechniker erbringen, im Laufe der vergangenen Jahre in ihrem Umfang, in der technischen Komplexität sowie der auszuführenden Qualität weiter gestiegen. Zunehmend benötigen Zahntechniker/-innen neben manuellen Fähigkeiten auch digitale Kompetenzen. Zahntechniker und Zahntechnikerinnen planen und gestalten nicht nur den Zahnersatz am PC, sondern sie bedienen auch die in den nachgelagerten Fertigungs- und Anwendungsprozessen mit dem PC verbundenen Maschinen, wie Fräser oder 3-D-Drucker. Für diese Anforderungen soll der Berufsschulunterricht mit Hilfe der neuen Rahmenlehrpläne fit machen. Mit der Neuordnung wird die gestreckte Gesellenprüfung eingeführt, die bisherige Zwischenprüfung entfällt.

Im Beruf Friseur/Friseurin wurde der Rahmenlehrplan einer geringfügigen Aktualisierung in der Ausbildungsordnung angepasst, die sich auf den Zeitpunkt der Unterweisung im Gestalten von Augenbrauen bezog.

Im Beruf Fachkraft für Veranstaltungstechnik wurde der Rahmenlehrplan den Aktualisierungen in der Ausbildungsordnung angepasst, die sich u. a. auf die digitalisierte Arbeitswelt sowie Umweltschutz und Nachhaltigkeit bezogen.

In diesem Jahr blicken die Bundesregierung und die Kultusministerien der Länder auf 50 Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit bei der Neuordnung von dualen Ausbildungsberufen zurück, denn seit dem 30.05.1972 werden die Neuordnungen nach dem damals beschlossenen Gemeinsamen Ergebnisprotokoll durchgeführt, das die Abstimmung von Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrplänen im Bereich der beruflichen Bildung regelt. In dieser Zeit wurden ca. 670 Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne für duale Ausbildungsberufe abgestimmt, die eine moderne Grundlage für die Ausbildung in fast allen der derzeit 324 Ausbildungsberufe im dualen System schaffen. Neben einer stetigen Modernisierung der Berufe in den letzten Jahrzehnten wurden auch völlig neue und zeitgemäße Berufe geschaffen. In die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern sind auch die Sozialpartner miteingebunden.

Mit der fortlaufenden Modernisierung der Rahmenlehrpläne für den berufsbezogenen Unterricht an Berufsschulen leisten die Kultusministerien der Länder ihren Beitrag dazu, die Auszubildenden auf ihre Berufstätigkeit vorzubereiten und der Wirtschaft qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung zu stellen.

Die neuen Rahmenlehrpläne können unter www.kmk.org im Bereich „Duale Berufsausbildung“ heruntergeladen werden: Downloadbereich Rahmenlehrpläne