Kultusminister Konferenz

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Gymnasiale Oberstufe

Struktur und Zielsetzung

Die Bildungsgänge des Sekundarbereichs I finden - was den allgemeinbildenden Bereich betrifft - ihre Fortsetzung in der gymnasialen Oberstufe an Gymnasien und Gesamtschulen. Zugangsvoraussetzung ist der Mittlere Schulabschluss mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe.

Die Gestaltung der gymnasialen Oberstufe als Kursstufe und die Zusammensetzung des Abiturs aus Leistungen der beiden Abschlussjahre und der Abiturprüfung wurden erstmals in der Bonner Vereinbarung der Kultusministerkonferenz vom 07.07.1972 festgeschrieben. Seither ist die Vereinbarung mehrfach fortgeschrieben worden, aktuell unter dem Titel "Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung".

Zur Grundstruktur der gymnasialen Oberstufe gehören die Gliederung in eine einjährige Einführungsphase und eine zweijährige Qualifikationsphase, die Zuordnung der Fächer zu drei Aufgabenfeldern, die Unterscheidung der Fächer nach Pflicht- und Wahlfächern, die Möglichkeit einer individuellen Schwerpunktsetzung, die Erteilung des Unterrichts auf unterschiedlichen Anspruchsebenen, um den in der Abiturprüfung in den „Einheitlichen Prüfungsanforderungen für die Abiturprüfung (EPA)“ und den Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife beschriebenen Anspruchsniveaus zu entsprechen, sowie das Creditsystem zur Ermittlung der Gesamtqualifikation. Die nähere Ausgestaltung obliegt dabei den Ländern.

Die gymnasiale Oberstufe schließt ab mit der Abiturprüfung. Mit dem Abiturzeugnis erhält die Schülerin/der Schüler die Bescheinigung der Allgemeinen Hochschulreife.

Zum Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife über berufliche Bildungswege hier.

Abiturprüfung

Rahmenbedingungen und Struktur

Für die Zulassung zur Abiturprüfung sind bestimmte Leistungsanforderungen in der Qualifikationsphase zu erfüllen. Die Abiturprüfung umfasst vier oder fünf Prüfungsfächer (mindestens drei schriftliche und ein mündliches), unter denen sich mindestens zwei Fächer mit erhöhtem Anforderungsniveau und zwei der drei Fächer Deutsch, Fremdsprache und Mathematik befinden müssen. Außerdem müssen alle drei Aufgabenfelder (das sprachlich-literarisch-künstlerische, das gesellschaftswissenschaftliche und das mathematisch-naturwissenschaftlich-technische) in der Prüfung vertreten sein. Die Aufgaben werden mit Ausnahme des Landes Rheinland-Pfalz landeseinheitlich durch das Kultusministerium gestellt. Die Länder können vorsehen, dass eine besondere Lernleistung, (z.B. eine Jahres- oder Projektarbeit im Umfang von mindestens zwei Schulhalbjahren inklusive Kolloquium) als fünftes Prüfungselement in die Abiturprüfung eingebracht wird.

In die Gesamtqualifikation und die Abiturdurchschnittsnote gehen neben den Prüfungsleistungen auch die Leistungen aus der Qualifikationsphase ein. Die Allgemeine Hochschulreife wird zuerkannt, wenn in der Gesamtqualifikation mindestens ausreichende Leistungen (Durchschnittsnote 4) erreicht wurden.

Die Rahmenbedingungen für die Abiturprüfung sind in der "Vereinbarung über die Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung" festgelegt.

Informationen zur Abiturprüfung an Waldorfschulen finden Sie hier.

Fachliche Anforderungen

Für über 40 Abiturprüfungsfächer aus dem allgemeinbildenden und beruflichen Bereich hat die Kultusministerkonferenz "Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung" (EPA) erarbeitet (Übersicht siehe hier). Diese bilden die Grundlage für die jeweiligen fachlichen Anforderungen, enthalten darüber hinaus aber auch Hinweise für die Erstellung von Prüfungsaufgaben und deren Bewertung sowie konkrete Aufgabenbeispiele.

Im Oktober 2007 hat die Kultusministerkonferenz beschlossen, die Einheitlichen Prüfungsanforderungen zunächst in einigen ausgewählten Fächern zu Bildungstandards für die allgemeine Hochschulreife weiterzuentwickeln. Mit Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 18. Oktober 2012 wurden die vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) mit Fachexpertinnen und Fachexperten der Länder und der Wissenschaft erarbeiteten Bildungsstandards in den Fächern Deutsch, Mathematik und in der fortgeführten Fremdsprache (Englisch/Französisch) vorgelegt. Sie lösen die EPA in diesen Fächern vollständig ab und werden ab dem Schuljahr 2016/17 Grundlage für die Abiturprüfungen in allen Ländern sein.

Gemeinsamer Abituraufgabenpool der Länder

Ein wesentlicher Bestandteil der Implementation der Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife ist der Aufbau eines gemeinsamen Pools von standardbasierten Abiturprüfungsaufgaben in den Fächern Deutsch, Mathematik und in der fortgeführten Fremdsprache (Englisch/Französisch), den die Kultusministerkonferenz bereits im März 2012 beschlossen hat. Ziel ist die Sicherung der Vergleichbarkeit von Anforderungen und hoher Qualitätsstandards im Abitur. Der Aufgabenpool steht den Ländern erstmals für die Abiturprüfung 2017 zur Verfügung. Antworten auf die wesentlichen Fragen in diesem Zusammenhang geben siebzehn FAQs zum gemeinsamen Abituraufgabenpool der Länder. Ergänzend wird auf Hintergrundinformationen unter der Rubrik "Qualitätssicherung" sowie auf die entsprechende Seite des IQB verwiesen.

Digitale Hilfsmittel für die Abiturprüfung - Zentrales Prüfverfahren der Länder

Mit den "Hinweisen zur Verwendung von Hilfsmitteln", die auf den Internetseiten des IQB zum Download bereitstehen, haben sich die Länder auf gemeinsame Regelungen zur Funktionalität digitaler Hilfsmittel geeinigt. Diese Regelungen betreffen modulare Mathematiksysteme (MMS) und einfache wissenschaftliche Taschenrechner (WTR). Bezogen auf die ab dem Abitur 2030 geltenden Hinweise prüfen die Länder auf Antrag der Hersteller digitaler Hilfsmittel, ob ein MMS oder WTR den gemeinsamen Regelungen der Länder gerecht wird; die Prüfung erfolgt zentral über das Sekretariat der Kultusministerkonferenz.

Sobald ein Hilfsmittel diese Prüfung bestanden hat und im Handel verfügbar ist, wird seine Bezeichnung an dieser Stelle veröffentlicht. Auf die im Folgenden genannten Hilfsmittel treffen die beiden Bedingungen zu:

WTR

- CALCOOM IQ-Z8 (Böttcher Datentechnik)
- fx-810DE CW (Casio)
- TI-30X Prio MathPrintTM (Texas Instruments)

MMS

bisher keine

Dauer der Schulzeit bis zum Abitur

Die Dauer der Schulzeit bis zur Erlangung der Allgemeinen Hochschulreife beträgt 12 oder 13 Schuljahre. Dabei ist ein Gesamtstundenvolumen von mindestens 265 Jahreswochenstunden ab der Jahrgangsstufe 5 bis zum Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife nachzuweisen, auf das bis zu fünf Stunden Wahlunterricht angerechnet werden kann.

Nahezu alle Länder haben in den vergangenen Jahren die Schulzeit am Gymnasium von 9 auf 8 Jahre (G8) verkürzt, in der Regel aufsteigend von Jahrgangsstufe 5. Seit einigen Jahren kehren einzelne Länder teilweise oder flächendeckend zu G 9 zurück. Folgende Übersicht zeigt den aktuellen Stand:

G 8 und G 9 in den Ländern (Stand: 11/2022)

G 8 und G 9 in den Ländern (Stand: 06/2018)

     LandEinführung G8 (Schuljahr)Doppelter AbiturjahrgangRückkehr zu G9
BW2004/200520122012/13 Rückkehr zu G 9 im Rahmen eines Schulversuchs (44 Modellschulen)
BY2004/2005
(Jgst. 5/6)
2011Umstellung auf G 9 aufwachsend ab den Jahrgangsstufen 5 und 6 im Schuljahr 2018/2019, d. h. Übertritt ab September 2017 an das neue bayerische Gymnasium (mit neun Schuljahren).
BE2006/2007
(Jgst. 7)
2012 
BB2006/2007
(Jgst. 7)
2012 
HB2004/20052012 
HH2002/20032010 
HE2004/2005:
ca. 10%,
2005/2006:
ca. 60%,
2006/2007:
ca. 30%
der Schulen
2012, 2013, 2014
verstärkte Abiturjahrgänge
Seit 01.08.2013 nach Entscheidung der Schule Parallelangebot G8/G9 an Gymnasien und kooperativen Gesamtschulen möglich.
MV2004/2005
(Jgst. 5 - 9)
2008 
NI2004/2005
(Jgst. 5/6)
2011Flächendeckende Rückkehr zu G9 mit dem Schuljahr 2015/16; Option auf G8 für leistungsstarke Schüler
NW2005/20062013Rückkehr zu G9 zum Schuljahr 2019/2020 (mit Jgst. 5 und 6), sofern sich Gymnasien bis Ende 2018 nicht aktiv für eine Beibehaltung von G8 aussprechen.
RPab 2008/2009 (Bedingung: Ganztag)---13 öffentliche und 8 private Gymnasien mit G 8 (von insgesamt 151 Gymnasien)
SL2001/20022009Flächendeckende Rückkehr zu G 9 ab dem Schuljahr 2022/23 aufwachsend ab Jahrgangsstufe 5
SNseit 1992--- 
ST2003/2004
(Jgst. 5 - 9)
2007 
SH2008/20092016Flächendeckende Rückkehr zu G9 ab dem Schuljahr 2019/20
THseit 1991--- 

Zur Diskussion um G 8 und den Möglichkeiten einer Flexibilisierung hat die Kultusministerkonferenz im März 2008 eine Empfehlung abgegeben.

Aktuelle Entwicklungen

Einige Länder haben das "klassische" Grund- und Leistungskurssystem abgelöst durch ein System von drei bis sechs vierstündigen Fächern auf erhöhtem und weiteren Fächern auf grundlegendem Anforderungsniveau. Dabei werden die Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache in der Regel nur auf dem erhöhten Anspruchsniveau unterrichtet und sind als Kernfächer verpflichtend.

Damit zusammenhängend ist die Tendenz festzustellen, dass verbindlichere Festlegungen hinsichtlich der Abiturprüfungsfächer getroffen werden. So ist bereits in einer Reihe von Ländern eine Prüfung in den Fächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprache vorgeschrieben.

Die meisten Länder mit ehemals dezentralen Abiturprüfungen auf Landesebene haben in den vergangenen Jahren auf zentrale Abiturprüfungen umgestellt (Übersicht siehe hier). Darüber hinaus haben sich einige Länder in zentralen Fächern auf ein länderübergreifendes Abitur verständigt. Die gemeinsamen Prüfungsaufgaben bzw. Aufgabenteile wurden Abiturientinnen bzw. Abiturienten erstmals 2014 vorgelegt. Ab dem Jahr 2017 können sich dann alle Länder aus gemeinsam entwickelten Abituraufgabenpools mit standardsbasierten Prüfungsaufgaben bedienen.