Strategie zur Internationalisierung der Hochschulen
Die Kultusministerkonferenz (Hochschule) hat am 14.06.2024 in Saarbrücken eine neue, gemeinsam von Bund und Ländern getragene Strategie zur Internationalisierung der Hochschulen in Deutschland verabschiedet. Sie ersetzt die Internationalisierungsstrategie aus dem Jahr 2013 und soll den Hochschulstandort angesichts neuer technologischer und politischer Entwicklungen sowie steigender globaler Risiken stärken und resilienter machen.
Ziele der Internationalisierungsstrategie
Bund und Länder streben an
- die Attraktivität des deutschen Hochschul- und Wissenschaftsstandorts für internationale Studierende und Forschende weiter zu steigern und mögliche Hürden für deren Gewinnung, Integration und Verbleib weiter zu senken, um mehr qualifizierte Menschen für Wissenschaft und Wirtschaft zu gewinnen. „Brain Circulation“ ist im Interesse Deutschlands und seiner Partner; dadurch wird Deutschlands Vernetzung in der Welt gestärkt und der Kapazitäts- und Strukturaufbau auch außerhalb Deutschlands unterstützt. Bund und Länder verfolgen dabei ein partnerschaftliches Modell der Kooperation, das die Interessen der Partner berücksichtigt und flexibel auf sie reagiert. Auch „Brain Gain“, wie er weltweit von Wissenschaftsakteuren verfolgt wird, ist ein legitimes Interesse Deutschlands, wenn gleichzeitig die Chancen und Risiken für die Herkunftsländer, insbesondere die negativen Folgen einer Abwanderung von Fachkräften, berücksichtigt werden.
- hochwertige Internationalisierungserfahrung für möglichst viele Studierende, Forschende und weitere Hochschulmitarbeitende zu ermöglichen – sowohl durch die Förderung physischer und virtueller Mobilität als auch durch eine Internationalisierung zu Hause. Bund und Länder unterstreichen die signifikante Bedeutung von Auslandserfahrung für die fachliche und persönliche Entwicklung. Bei den Maßnahmen zur Förderung der Mobilität gilt es, die Heterogenität der Zielgruppen stärker zu adressieren und Angebote nicht zuletzt unter Rückgriff auf digitale Formate inklusiver zu gestalten, um auch bislang unterrepräsentierten Gruppen qualitativ hochwertige Internationalisierungserfahrung zugänglich zu machen.
- Unter Wahrung der Hochschulautonomie und der Kompetenzordnung der EU im Hochschulbereich darauf hinzuwirken, die europäischen und internationalen Hochschulkooperationen in Forschung und Lehre weiter qualitativ auszubauen und zu vertiefen, von kleineren Projekten bis hin zu größeren Verbünden und strategischen Allianzen. Die weitere Umsetzung und Weiterentwicklung des gemeinsamen Bildungs- und Forschungsraums auf EU-Ebene sowie des Europäischen Hochschulraums werden dabei als wesentliche Voraussetzungen erachtet. Angesichts des herausfordernden geopolitischen Kontextes gilt es zudem, die Kooperation mit Partnern, die die Werte der Wissenschaftsfreiheit teilen, zu stärken sowie internationale Hochschulkooperationen geographisch zu diversifizieren und nationale Interessen künftig stärker zu berücksichtigen.
Handlungsfelder
Zur Erreichung dieser Ziele definiert die Strategie zur Internationalisierung der Hochschulen vier zentrale Handlungsfelder
Hochschulen als Motoren der internationalen Mobilität
Bund und Länder fördern die Gewinnung, Integration und den Verbleib internationaler Studierender sowie Forschender durch eine verbesserte Willkommenskultur und mehr fremdsprachige Studienangebote. Zudem soll die Vermittlung von Deutschkenntnissen verbessert, die Studienerfolgsquote gesteigert und vermehrt Bleibeperspektiven für internationale Absolventinnen und Absolventen geschaffen werden. Gleichzeitig sollen Internationalisierungserfahrungen inländischer Studierender und Forschender in der Breite gestärkt werden.
Rechtliche und strukturelle Rahmenbedingungen verbessern
Bund und Länder wollen die regulatorischen Voraussetzungen für internationale Studierende durch beschleunigte Visa- und Aufenthaltsverfahren sowie flexible Zugangswege und eine optimierte Anerkennungspraxis verbessern. Weitere Handlungsfelder sind die Diversifizierung des Hochschulpersonals und die bedarfsgerechte Bereitstellung von Wohnraum.
Internationale Zusammenarbeit in einem globalen Kontext
Bund und Länder fördern krisenfeste Strukturen an den Hochschulen und treten für den Schutz der Wissenschaftsfreiheit ein. Dabei setzen sie auf die weitere Stärkung des Europäischen Hochschulraums. Gleichzeitig wird eine intensivere Kooperation mit demokratisch orientierten Ländern und eine geographische Diversifizierung der Partnerschaften, insbesondere im Globalen Süden, verfolgt.
Digitale Transformation nutzen
Bund und Länder fördern die strategische Verzahnung von Digitalisierung und Internationalisierung, schaffen datenschutzsichere Infrastrukturen und setzen sich für die Entwicklung gemeinsamer Standards für den digitalen Austausch ein. Virtuelle Formate ergänzen physische Mobilität und erweitern den Zugang zu internationaler Bildung.
Die neue Strategie gilt für den Zeitraum 2024 bis 2034. Die Umsetzung erfolgt durch den Bund und die Länder in der jeweiligen Verantwortung. Sie soll von einer Indikatoren-basierten Berichterstattung über die Fortschritte begleitet werden.
Die englische Übersetzung der Strategie finden Sie hier.