Kultusminister Konferenz

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Gemeinsame Presseerklärung von BMBF und KMK

Bildung im internationalen Vergleich OECD-Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick 2002“

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, und die hessische Kultusministerin und Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Wolff, haben in Berlin die neueste Ausgabe des OECD-Berichts „Bildung auf einen Blick“ („Education at a Glance“) der Presse vorgestellt. In der Veröffentlichung werden die Bildungssysteme aller OECD-Staaten sowie einer Reihe von Nichtmitgliedstaaten anhand einer Vielzahl von Indikatoren dargestellt. Miteinander verglichen werden Bildungsbeteiligung, Bildungsabschlüsse und Bildungsinvestitionen sowie Erwerbstätigkeit und Erwerbseinkommen in Relation zur Bildungsqualifikation. Darüber hinaus werden Ergebnisse aus PISA dargestellt, die über das bisher Veröffentlichte der OECD hinausgehen. Dies sind u. a. die Vertrautheit der Schüler im Umgang mit dem Computer, individuelle Hilfestellung für Schüler, die Unterstützung der Schüler durch die Lehrkräfte sowie die Beurteilung des Schul- und Unterrichtsklimas.

Bildungsstand der Bevölkerung gut; leicht steigende Tendenz bei den Studienanfängerzahlen

Die Stärke des deutschen Bildungssystems zeigt sich darin, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter über einen Abschluss im Sekundarbereich II verfügt. Mit einer Abschlussquote von 91 %, bezogen auf die Bevölkerung im typischen Abschlussalter, nimmt Deutschland hinter Ungarn und Japan einen herausgehobenen Platz ein. Dies ist eine gute Ausgangsbasis für die Anforderungen der modernen Lebens- und Arbeitswelt. Der Anteil der Personen, die einen Abschluss im Sekundarbereich II erreichen, ist in den letzten zwei Jahrzehnten in Deutschland etwa auf dem gleichen hohen Niveau geblieben, während im selben Zeitraum viele andere Länder annähernd aufgeschlossen haben.

Neben dem Abitur haben auch die übrigen Abschlüsse des Sekundarbereichs II, d. h. Abschluss einer beruflichen Ausbildung im Dualen System oder an Berufsfachschulen, in Deutschland einen hohen Stellenwert. Rund zwei Drittel dieser Abschlüsse werden nämlich durch eine berufliche Ausbildung erlangt, während rund ein Drittel eine Hochschulzugangsberechtigung erwirbt. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Studienanfängerzahlen: 30,2 % der jungen Erwachsenen nehmen in Deutschland ein Fachhochschul- oder Universitätsstudium auf, während im Durchschnitt aller OECD-Mitgliedstaaten 44 % eines Altersjahrgangs ein Studium aufnehmen. Für die letzten vier Jahre ist eine klare Zunahme der Studienanfängerzahlen (von 28,5 % 1998 auf 32,4 % 2001; Quelle: Statistisches Bundesamt) zu verzeichnen.

Weitergehender Qualifikationsbedarf in der Zukunft

Die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft hängt entscheidend von einem hohen Qualifikationsniveau ab. Höhere Anforderungen des Arbeitsmarktes erfordern verstärkte Anstrengungen, junge Leute an die Hochschulen zu holen. Der im Sommer dieses Jahres von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) den Regierungschefs von Bund und Ländern vorgelegte Bericht „Zukunft von Bildung und Arbeit“ weist darauf hin, dass sich der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland bis zum Jahre 2015 um 2,4 Millionen ausweiten wird. Knapp eine Million davon werden höher qualifizierte Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss sein. Um diesen Bedarf zu decken, müssen mehr junge Erwachsene ein Hochschulstudium beginnen und es auch erfolgreich beenden. In den nächsten zehn Jahren sollen nach Auffassung der Bundesregierung 40 % eines Altersjahrganges einen Hochschulabschluss erreichen. Ziel der KMK ist, alle Begabungen so weit zu fördern, dass am Ende jeder Jugendliche einen qualifizierten Abschluss erreicht. Mit der Verbesserung der individuellen Förderung der Studierenden durch die BAföG-Reform und der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen haben Bund und Länder bereits Maßnahmen ergriffen, die die Hemmschwellen, ein Studium aufzunehmen, abbauen. So zeigten beispielsweise die Ergebnisse zur Ausbildungsförderung 2000/2001, dass die Zahl der geförderten Studierenden um knapp 60.000 gestiegen ist.

Deutsche Hochschulen für ausländische Studierende attraktiv

Die wachsende internationale Verflechtung der Wirtschafts- und Arbeitsbeziehungen erfordert Mobilität und interkulturelle Kompetenzen. Deshalb muss der internationale Austausch Studierender gefördert werden. Große Erfolge konnten dabei darin erzielt werden, Deutschland als Gastland bei ausländischen Studierenden populär zu machen: Nach den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich nimmt Deutschland die meisten Gaststudenten auf. Dies sind immerhin 12 % aller im Ausland Studierenden. Auch wenn man diejenigen abzieht, die in Deutschland ihre Hochschulreife erworben haben (4 % „Bildungsinländer“), liegt Deutschland hier gemeinsam mit Frankreich an dritter Stelle. Umgekehrt stellen die im Ausland studierenden Deutschen einen beträchtlichen Anteil aller ausländischen Studierenden im OECD-Raum dar. Allerdings müssen auch hier in Zukunft weitere Verbesserungen erreicht werden. Dies gilt nicht zuletzt für Studienaufenthalte in den mittel- und osteuropäischen Staaten, die stärker in das Blickfeld deutscher Studierender rücken müssen.

Bildungsausgaben liegen im Durchschnitt; Bildungsstufen unterschiedlich gut ausgestattet

Deutschland lag im Jahr 1999 mit 5,6 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) leicht über dem, was die OECD-Länder durchschnittlich in Bildung investierten (5,5 %), wurde allerdings von einigen Vergleichsländern deutlich übertroffen. Auffallend ist die unterschiedliche Ausstattung der einzelnen Bildungsbereiche: Während Deutschland im internationalen Vergleich wenig in den Primar- und Sekundarbereich I investiert, steht der Sekundarbereich II relativ günstig da. Zwischen Bund und Ländern besteht seit dem Forum Bildung und nach den Diskussionen um PISA ein Konsens darüber, eine bessere Förderung unserer Kinder im Kindergarten und in der Grundschule zu erreichen. Auch bei den Investitionen in Ganztagsschulen wird es in den kommenden Jahren um die Stärkung des Primar- und Sekundarbereichs I gehen.

Die Ausgaben im Hochschulbereich sind leicht über dem Durchschnitt – dabei liegt der Anteil der auf die Lehre bezogenen Ausgaben in Deutschland knapp unterhalb des Durchschnitts der OECD-Staaten; der Anteil der forschungsbezogenen Ausgaben ist dagegen überdurchschnittlich hoch.

Bildungschancen stark von der Herkunft abhängig

In Deutschland hängt das Leistungsniveau der Schüler – das hat PISA deutlich gezeigt – sehr stark von der sozialen Herkunft ab. In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit, im unteren Leistungsbereich zu liegen, für Schüler aus schwächeren Sozialschichten größer als in fast allen anderen Ländern.

Schüler wünschen sich mehr Unterstützung durch Lehrkräfte

Das Schulklima wird von den deutschen Schülern eher kritisch beurteilt. Nach Ansicht der Schüler geben Lehrer zu wenig Hilfestellung beim Lernen und zeigen zu wenig Interesse am Lernfortschritt jedes Einzelnen. Deshalb gilt es, die Diagnosefähigkeit von Lehrerinnen und Lehrern und ihre Aus- und Weiterbildung zu verbessern, sowie stärker als bisher die Erziehungsverantwortung der Eltern einzufordern.

Bund und Länder verstärken ihre Anstrengungen im Bildungsbereich

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass ein erheblicher Reformbedarf gegeben ist und der Bildung im Verhältnis zu anderen öffentlichen Aufgaben ein höherer Stellenwert eingeräumt werden muss. Die Politik wird ihre Anstrengungen fortsetzen, den Bildungsstandort Deutschland zu stärken und zukunftsfähig zu machen: So hat das Forum Bildung in seinen im November vergangenen Jahres beschlossenen Empfehlungen die frühe und individuelle Förderung sowie die Verwirklichung des lebenslangen Lernens in den Vordergrund gestellt. Außerdem sind sich Bund und Länder einig, dass bundesweite vergleichbare Bildungsstandards entwickelt und eingeführt werden sollen, deren Einhaltung von einer unabhängigen Evaluationsagentur überprüft werden muss. Darüber hinaus ist Qualitätssicherung im deutschen Schulwesen ein zentrales Thema. Die Kultusministerkonferenz hat in diesem Zusammenhang zusätzlich zu den internationalen Vergleichsstudien PISA und PIRLS/IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) die nationale Ergänzungsstudie PISA-E sowie die nationale Vergleichsuntersuchung DESI (Deutsch-Englisch-Schülerleistungen-International) in Auftrag gegeben.

Bund und Länder haben aus den Ergebnissen der PISA-Studie bereits erste Konsequenzen gezogen: Im Rahmen der von der Kultusministerkonferenz als vorrangig bestimmten Handlungsfelder haben die Länder bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität im Bildungswesen umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht. Sie zielen vor allem auf die Sprachförderung im vorschulischen und Primarschulbereich, die Entwicklung von Bildungsstandards und deren Evaluation sowie die Professionalisierung der Lehrerbildung. Maßnahmen der Länder zielen sowohl auf eine Verbesserung des Leistungsniveaus aller Schüler als auch auf den Ausgleich sozialer Benachteiligung, Förderung von Migranten, Erweiterung der Beteiligung an höheren Bildungsgängen ab.

Eine nachhaltige Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung in den Schulen wird durch mehr schulische Eigenverantwortung, z. B mit Blick auf die Schulprogramm-Entwicklung, bei gleichzeitiger externer Evaluierung auf der Basis von festgelegten Bildungsstandards erreicht. Die Begabungen jedes und jeder Einzelnen sollen besser unterstützt und gefördert werden.

Die Bundesregierung wird mit dem geplanten Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ in den Jahren 2003 bis 2007 den Ausbau des bestehenden Angebots an Ganztagsschulen mit insgesamt 4 Milliarden Euro unterstützen. Damit wird ein wichtiger Anstoß für die Schaffung eines bedarfsgerechten Ganztagsangebots in allen Regionen Deutschlands gegeben. Ganztagsschulen ermöglichen nicht nur eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern bieten auch neue pädagogisch-didaktische Ansätze sowie größere Praxisnähe der Schulen. Der Ausbau ganztagsschulischer Angebote bietet aber vor allem den Raum für eine gezielte individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern.

Bund und Länder haben des Weiteren die Absicht, eine regelmäßige nationale Bildungsberichterstattung einzuführen. Sie soll von unabhängigen Experten vorgenommen werden und dazu beitragen, noch intensiver als bisher über die Entwicklung des Bildungswesens in Deutschland insbesondere auch im Zusammenhang mit der internationalen Berichterstattung zu berichten.

Eine Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen der Studie ist im Internet auf der Homepage des BMBF unter www.bmbf.de abrufbar sowie hier als PDF auf der Homepage der KMK.

Die gedruckte Ausgabe ist für 49 € erhältlich bei:

OECD Bonn Office

August-Bebel-Allee 6

D-53175 Bonn

Fax: (02 28) 9 59 12 18