Kultusminister Konferenz

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Abschlusserklärung des Kongresses "Bündnis für den Fußball – Schule, Verein, Verband"

Die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist ein herausragendes Ereignis für alle Bürgerinnen und Bürger, für jung und alt, das nicht nur in sportlicher Hinsicht von großer Bedeutung ist. Unter dem Motto "Die Welt zu Gast in Deutschland" bietet sie eine großartige Möglichkeit, unser Land mit seinem kulturellen Reichtum darzustellen und den Fußballsport in Schule und Verein weiterzuentwickeln.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) und die Sportministerkonferenz der Länder (SMK) haben mit dem Kongress "Bündnis für den Fußball – Schule, Verein, Verband" am 15./16.April 2002 in Potsdam ein erstes Zeichen gesetzt, sich für die erfolgreiche Gestaltung der Fußball WM 2006 zu engagieren und sich für eine dauerhafte Fortentwicklung des Fußballsports in Deutschland – insbesondere im Kinder- und Jugendbereich – einzusetzen.

Nach Abschluss des Kongresses können insbesondere folgende Grundaussagen festgehalten werden:

  1. In der vorschulischen und schulischen Bildung muss ein angemessenes und vielfältiges Bewegungsangebot mit ausreichend Bewegungszeit für Kinder und Jugendliche bereitstehen. Hier sind auch die Eltern in ihrer besonderen Verantwortung gefordert. Ziel ist, die Bewegungszeiten auszubauen. Auf einer solchen Plattform können Verantwortung für ein lebenslanges Sporttreiben ebenso wie für Talentfördermaßnahmen in Schule, Verband und Verein entwickelt werden.

  2. Im Sportunterricht, dem Kernbereich des Schulsports, gebührt dem Fußball ein angemessener Stellenwert. Wie alle Mannschaftssportarten ist Fußball im besonderen Maße geeignet, positive charakterliche Einstellungen und Verhaltensweisen wie Fairness, Toleranz, Teamgeist und Leistungsbereitschaft auszubilden. Diese Ziele können aber nur glaubhaft vermittelt werden, wenn sich der Spitzenfußball den jungen Menschen vorbildlich präsentiert. Neben sportlichen Erfolgen ist vorbildhaftes Verhalten die beste Werbung für den Fußball.

  3. Schulsportwettbewerbe bieten für alle Kinder und Jugendliche wichtige sportliche Anreize. Ab dem Schuljahr 2002/2003 wird im Rahmen von JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA ein Fußball-Talentwettbewerb für Schülerinnen und Schüler angeboten. Der Wettbewerb besteht aus den Übungen des DFB-Fußball-Abzeichens und einem Turnier "vier-gegen-vier". Mädchen oder Jungen im Alter von 10 bis 12 Jahren, die aus einer oder mehreren Schulen kommen können, bilden jeweils eine Mannschaft. Ziel dieses Wettbewerbs ist es, die individuellen technischen Fertigkeiten und Fähigkeiten junger Fußballerinnen und Fußballer zu verbessern. Im kommenden Schuljahr startet der Wettbewerb in mindestens sechs Ländern und soll dann in möglichst vielen eingeführt werden.

  4. Es soll geprüft werden, ob insbesondere für "Sportbetonte Schulen" oder "Partnerschulen des Leistungssports" weitere leistungsorientierte Fußball-Wettbewerbe entwickelt werden können.

  5. Kooperationsmodelle für die Zusammenarbeit von Schulen, Vereinen und Verbänden sind für den Fußball unverzichtbar. Sie sollten sowohl breitensportlich wie leistungssportlich orientiert sein. Die Teilnehmer am Kongress werden im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf hinwirken, Wege zu solchen Kooperationen zu öffnen.

  6. Der DFB hat ein umfangreiches Talentförderprogramm an bis zu 390 Stützpunkten mit 1 200 Honorartrainern und 29 hauptamtlichen Stützpunktkoordinatoren begonnen, an dem rund 22 000 Spielerinnen und Spieler teilnehmen. Um parallele Förderstrukturen zu vermeiden, ist es das Ziel, die 390 Stützpunkte mit Schulkooperationen zu verknüpfen. Für die Umsetzung dieses Vorhabens werden seitens der Schulbehörden, des DFB und der Landesverbände feste Ansprechpartner genannt, die in kurzer Zeit eine regionale Umsetzung besprechen werden.

  7. Das Konzept des DFB für ein "Fußballverbundsystem von Schule und Leistungssport in Nachwuchszentren" wird begrüßt. Das System wird in Zukunft ausgebaut. Hierfür sollten folgende organisatorische Grundvoraussetzungen erfüllt sein:

    Es soll die Möglichkeit bestehen, sportartspezifische Trainingseinheiten am Vormittag durch entsprechende Stundenplangestaltung abzuhalten.

    Trainingseinheiten sollen im Rahmen des Schulsports auch durch Vereinstrainer durchgeführt werden können.

    Zur Gewährleistung einer optimalen schulischen Förderung sind Hausaufgabenbetreuung, Förder- und Stützunterricht, Freizeitgestaltung durch pädagogisch geschulte Fachkräfte erforderlich. Dies gilt auch für die Betreuung in Sportinternaten.

    Die zeitliche Abstimmung der schulischen und sportlichen Anforderungen wie Klassenarbeiten, Klausuren und Prüfungen einerseits und Trainings- und Wettkampfmaßnahmen andererseits ist im engen Zusammenspiel zwischen Schule, Verein und Verband zu gewährleisten.

    Flexible Regelungen der Verweildauer in den Bildungsgängen der Sekundarstufen I und II (Schulzeitstreckung) sind unter Ausschöpfung der schulrechtlichen und -organisatorischen Möglichkeiten zur Entzerrung von zeitlichen Anforderungen anzustreben.

    Es ist wünschenswert, dass bei Neueinstellungen von Lehrkräften an den Partnerschulen der Fußball-Nachwuchszentren bei gleicher Qualifikation und bedarfsgerechter Fächerkombination diejenigen mit höchster Trainerqualifikation und mit besonderen Erfahrungen im Fußball vorrangig berücksichtigt werden.

  8. Der pädagogisch-psychologischen Betreuung jugendlicher Spitzenfußballer kommt eine besondere Bedeutung zu. Um für jugendliche Spitzenfußballer bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen, ihre sportliche Entwicklung unter optimalen Organisations- und Trainingsbedingungen voranzutreiben, müssen bestimmte Anforderungen an ihre Betreuung geknüpft werden:

    Bei allen, die für die Ausbildung der jugendlichen Spitzenfußballer Verantwortung tragen, wird ein hohes Maß an Sozialkompetenz vorausgesetzt.

    Schule und Schulausbildung sind als wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung und als eigenständiges soziales Beziehungsgeflecht von Jugendlichen anzuerkennen. Der höchst mögliche Schulabschluss ist anzustreben.  

    Das außerschulische Engagement im Sport sollte durch Schulleitung und Lehrerkollegium gewürdigt und unterstützt werden.

    Der pädagogischen und psychologischen Betreuung von jugendlichen Fußballerinnen und Fußballern, die an Maßnahmen der Jugendnationalmannschaften wie Lehrgängen und Spielen teilnehmen, kommt ein erhöhter Stellenwert zu. Nur mit dieser Unterstützung lassen sich sportliche Spitzenleistungen und schulische Erfolge gleichermaßen ermöglichen. Der DFB wird hierfür die notwendigen Mittel bereitstellen.

  9. Die professionelle Nachwuchsarbeit auf Vereins- und Verbandsebene ist die entscheidende Grundlage für eine kontinuierliche Leistungsentwicklung deutscher Fußball-Talente bis in den Spitzenbereich. Dieses Fördersystem kann nur dann optimale Erfolge hervorbringen, wenn die auf höchstem Niveau ausgebildeten Spieler auch nach ihrem Einsatz in Jugendmannschaften eine quantitativ und qualitativ angemessene Anzahl an Spieleinsätzen erhalten. Hier müssen Regelungen gefunden werden, die den Einsatz deutscher Spitzennachwuchsspieler zum Erwerb der unerlässlichen Spielpraxis auf höchstem Niveau im nationalen Wettbewerb sicherstellen. Insbesondere die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, mit der sich große Teile der Bevölkerung identifizieren und die für das Image des gesamten Fußballsports von entscheidender Bedeutung ist, wird von einer solchen Regelung profitieren.

  10. Ein wichtiger infrastruktureller Beitrag liegt in der Bereitstellung moderner Sportstätten, die in ausreichendem Maße vorhanden sein müssen. Um die Spitzenstellung des Fußballsports im internationalen Vergleich zu erhalten, sind auf breiter Basis Investitionen in den Sportstättenbau vorrangig zu realisieren.

Über den Kongress "Bündnis für den Fußball" hinaus wird die Zusammenarbeit der Beteiligten fortgesetzt und intensiviert. In einer gemeinsamen Kommission werden die auf dem Kongress thematisierten Fragestellungen weiterbehandelt und Lösungen – auch mit Blick auf die WM 2006 – erarbeitet.


Sportliche Großereignisse wie die WM 2006 in Deutschland erzeugen wichtige Impulse für den Sport und die Menschen in unserem Lande. Die Bewerbung deutscher Städte und Regionen um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012 wird daher nachdrücklich unterstützt.