Kultusminister Konferenz

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"Kultusministerkonferenz ist Motor des Wettbewerbs"

Ministerin Dr. Annette Schavan zum Antritt der KMK-Präsidentschaft

"Die Kultusministerkonferenz steht im Dienste der Kulturhoheit. Über die Parteigrenzen hinweg besteht Konsens darüber, dass die Kulturhoheit keine 'Verfassungsfolklore' ist. Sie sichert und bewahrt vielmehr gewachsene regionale Kulturen. Die Konferenz leistet ihren Beitrag zur Festigung der föderalen Grundordnung und steht zugleich in der Verantwortung, Einheit in der Vielfalt zu wahren."

"In diesem Sinne ist die Kultusministerkonferenz Motor des Wettbewerbs um die besten Ideen und Lösungswege für die Sicherung und Stärkung der Leistungsfähigkeit unseres Bildungswesens". Die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, Dr. Annette Schavan, erklärt zu Beginn ihrer Präsidentschaft in der Kultusministerkonferenz, sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Konferenz ihre Rolle als Forum kritischer Diskussion verstärkt zur Förderung des Wettbewerbs in der Bildungs- und Kulturpolitik wahrnehmen wird.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist überzeugt, dass aus Defizitanalysen allein noch keine erfolgreiche Strategie zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Bildungswesens entstehen kann. "Vielleicht leidet unser Bildungswesen ja am meisten darunter", so Ministerin Dr. Schavan, "dass fast alle so tun, als seien sie Zuschauer - unbeteiligt am bildungspolitischen Geschehen. Ein Bildungswesen kann aber nur erfolgreich sein, wenn die Gesellschaft sich selbst als lernende Gesellschaft definiert. Lernen und Leistung brauchen insgesamt einen höheren Stellenwert und die Institutionen, in denen Bildungsprozesse organisiert werden, brauchen mehr gesellschaftliche Solidarität. Wenn es stimmt, dass Bildung zu den entscheidenden Wettbewerbsvorteilen gehört, dann muss das Konsequenzen haben für die Prioritätensetzung in unseren Haushalten - bei den Kommunen, bei den Ländern und im Bund - und auch für ein stärkeres Engagement der Wirtschaft."

Als zentrales Thema der Konferenzarbeit im Jahr 2001 nennt die Präsidentin u.a. die Fortsetzung der gemeinsamen und systematischen Beschäftigung mit der Qualitätssicherung und -entwicklung im Bildungswesen. Es sei deshalb ein großer Fortschritt, dass sich die Kultusministerien der Länder gemeinsam mit dem Bund an der internationalen Leistungsvergleichsstudie PISA beteiligen, deren erste Ergebnisse noch in diesem Jahr vorliegen werden. Schon jetzt gilt es, so die Ministerin, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Hochschulen zu verstärken, um bessere Lernstrategien zu entwickeln und zu einer didaktischen Erneuerung zu kommen. In diesem Zusammenhang sei es bedenkenswert, ob nicht über Ländergrenzen hinaus mehr Gemeinsamkeit im Blick auf Kerncurricula angestrebt werden soll. Eine weitere Stärkung der mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bildung ist ebenfalls entscheidend. "Wir können uns nicht damit abfinden", so Ministerin Dr. Schavan, "dass in Deutschland nur noch 10% der Gymnasiasten einen Leistungskurs in den Naturwissenschaften wählen. Jugendliche dürfen nicht auf Schulstrukturen stoßen, in denen ihnen vom System her ermöglicht wird, eine solide naturwissenschaftlicher Grundbildung zu umgehen."

"Ein Schlüssel für die Qualitätssicherung wird sein", so die Präsidentin, "künftig ausreichend qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer zu finden. Die Nachrichten des Arbeitsmarktes in den 90er Jahren waren in dieser Hinsicht - mit Blick auf den bevorstehenden umfassenden Generationenwechsel in unseren Bildungseinrichtungen - kontraproduktiv. Zwangsteilzeit, Angestelltenverträge, die Reduzierung von Referendargehältern - all das sind Signale gewesen, die zu einer geringeren Attraktivität des Lehrberufs führten. Auch die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung des Lehrerberufs hat dazu beigetragen. Hier muss jetzt rasch umgesteuert werden. Das gilt bereits für den diesjährigen Abiturjahrgang. Wir müssen deutlich machen, dass in den kommenden zehn Jahren in unseren Schulen attraktive Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Und wir müssen nachdenken über Quereinsteiger in den Lehrerberuf und für solche Personengruppen auch Aufbaustudien zum Erwerb pädagogischer Professionalität anbieten. Rasches Handeln ist notwendig."

Für die Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung gilt es, das System der Dualen Berufsausbildung strukturell weiter zu entwickeln. Die enge Kooperation der Lernorte Betrieb und Schule ist nach Auffassung aller Beteiligten in hohem Maße geeignet, dem schnelllebigen Wandel in der Arbeitswelt zu begegnen. Die KMK hat mit ihrem Modell von Basisqualifikationen und Elementen der Spezialisierung in der beruflichen Erstausbildung ein zukunftsfähiges Strukturmodell vorgelegt. "Nach meiner festen Überzeugung kann die Lernortkooperation von Betrieb und Schule ein besonderes Qualitätsmerkmal in der Gestaltung der Abschlussprüfung als einer gemeinsamen Prüfung erhalten", erklärt die Präsidentin.

Um die Hochschulen und Forschungseinrichtungen im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu machen, bedarf es einer Modernisierung des Dienstrechtes an den Hochschulen. Die aktuellen Vorschläge gehen nach Überzeugung der KMK-Präsidentin grundsätzlich in die richtige Richtung: Stärker eigenverantwortlich handelnde und auf Wettbewerb ausgerichtete Hochschulen brauchen ein Besoldungssystem, das es ermöglicht, besondere Leistungen stärker zu honorieren als bislang. "Alle Hochschulreformen der Länder sollten nach meiner Überzeugung mit dem Anspruch verbunden sein, unseren Hochschulen mehr Autonomie zu ermöglichen und eine differenzierte Hochschullandschaft zu ermöglichen, zu der neben den Universitäten und den Fachhochschulen auch die Berufsakademien als ein erfolgreiches Modell der dualen wissenschaftlichen Bildung gehören."

Die Kultusministerkonferenz wird sich in diesem Jahr an einem Plenartag ausschließlich mit kulturpolitischen Themen beschäftigen. "Unser besonderes Augenmerk", so die KMK-Präsidentin, "sollte dabei auch auf die auswärtige Kulturpolitik gerichtet sein. Ein falscher Akzent wäre es, in der auswärtigen Kulturpolitik als der vielzitierten 'dritten Säule' der deutschen Außenpolitik die Kürzung der Mittel fortzusetzen. Das sage ich mit Blick auf die Goethe-Institute, den Schüler-, Lehrer-, Studenten- und Wissenschaftleraustausch und besonders mit Blick auf die schulische Arbeit im Ausland. Hier haben Bund und Länder eine gemeinsame Infrastruktur geschaffen, die es in ihrer Effizienz zu erhalten gilt. Es gibt kein wirksameres Instrument, den Bildungsstandort Deutschland international zu öffnen, als die Arbeit der deutschen Auslandsschulen und der dort tätigen Lehrkräfte. Sie zeigen im Ausland auf, was Bildung und Kultur 'Made in Germany' heißt."

Text der Antrittsrede der Präsidentin

Lebenslauf

Annette Schavan, geb. 1955, ist seit 1995 Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg. Sie hat von 1974 bis 1980 Erziehungswissenschaft, Philosophie und katholische Theologie studiert und 1980 mit einer Arbeit über Gewissensbildung zum Dr. phil. promoviert. Sie war zwischen 1980 und 1995 in der Erwachsenenbildung tätig, hat zwei Jahre die Aufgaben einer Bundesgeschäftsführerin der CDU Frauen-Union wahrgenommen und mehrjährige Erfahrungen in der Begabtenförderung gesammelt, zuletzt als Leiterin der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk.

Sie ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Christlichen Demokratischen Union Deutschlands sowie Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Ab 01.Januar 2001 ist sie Präsidentin der Kultusministerkonferenz.