Kultusminister Konferenz

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KMK-Präsident Zöllner: Migration als Chance begreifen

Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner, will neben dem KMK-Arbeitsprogramm in seiner Amtszeit persönliche Schwerpunkte setzen. „Wir müssen Migration als Chance begreifen, statt ständig über die Probleme zu klagen“, forderte Zöllner bei der offiziellen Amtseinführung am Freitag in Berlin. Selbstverständlich sollten Kinder und Jugendliche weiterhin mit Sprachkursen gefördert werden. Deren Konzepte sollten jetzt evaluiert werden, um von den erfolgreichen Programmen zu lernen. „Aber wir müssen auch dahin kommen, zum Beispiel vietnamesische oder türkische Jugendliche mit ihrem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund anzunehmen und diese kulturelle Vielfalt für die Gesellschaft in Deutschland zu erhalten“, sagte Berlins Bildungssenator. Dafür werde er sich während seiner Präsidentschaft einsetzen.

„Die Gesprächsbereitschaft, die beispielsweise Eltern in der türkischen Gemeinde Deutschlands zeigen, sollten wir nutzen“, sagte Zöllner weiter. Er werde diese Eltern schon bald einladen. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund müssten gut ausgebildet werden. Dafür müsse Schule sich ändern, das Konzept von Fordern und Fördern verbessert werden. Die Lehrer und Lehrerinnen sollten bei dieser Aufgabe Unterstützung bekommen. Aber diese Veränderungen seien nötig. Bereits im Jahr 2010 werde etwa jeder dritte Schüler in Deutschland einen Migrationshintergrund haben, in den Stadtstaaten sogar jeder zweite.

Informationstechniken als Herausforderung und Risiko für das Bildungssystem

Während bei der Integration oft die Chancen gegenüber den Risiken verkannt würden, dominiere im Hinblick auf moderne Informationstechniken und das Internet oft einseitig der Fortschrittsglaube. KMK-Präsident Zöllner: „Wenn Hausarbeiten von Studenten im Wesentlichen von den ersten Treffern der Google-Recherche bestimmt werden, droht die Wissenschaft sich im Gleichschritt fortzubewegen.“ Sorgfältige Recherche in mehreren Medien, Gespräche mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und eine vielfältige Sichtweise müssten Teil des Studiums bleiben. Bei Schulkindern sei über die Auswirkungen von stundenlangen Computerspielen noch wenig bekannt. „Was am Vormittag gelernt wurde, muss aber am Nachmittag wiederholt werden, damit Kinder tatsächlich Lernfortschritte machen“, erläuterte Zöllner. Darüber hinaus sollten die Kultusministerinnen und Kultusminister versuchen, zu den problematischen Killer- und Gewaltspielen eine gemeinsame Position zu entwickeln. Zöllner: „Ich persönlich bin der Meinung, man sollte gefährliche Killerspiele verbieten.“

 

Exzellenzinitiative für die Lehre

Der KMK-Präsident regte an, an den Hochschulen eine Exzellenzinitiative für die Lehre zu starten. Was die Exzellenzinitiative Forschung an den Universitäten bereits bewirkt habe, zeige, dass auch eine Exzellenzinitiative für die Lehre gebraucht werde. Zöllner: „Wo stets von Lehrverpflichtung, aber von Forschungsfreiheit gesprochen wird, ist ein Bewusstseinswandel gerade auch zugunsten der Lehre notwendig.“

 

Länder tragen bei der Bildung mehr gesamtstaatliche Verantwortung

Nach der Föderalismusreform verfügten die Länder über noch größere Gestaltungsmöglichkeiten in der Bildungspolitik. „Wir nehmen den Zugewinn an Kompetenzen als Herausforderung an“, so Zöllner. „Dazu gehört aber auch die Bereitschaft, die gesamtstaatliche Verantwortung als Länder wahrzunehmen und Initiativen wie Programme auch ohne den Bund zu starten.“ Verantwortung und Kompetenzen dafür seien klar benannt. Dass immer wieder gemeinsame Anstrengungen von Bund und Ländern wie der Hochschulpakt 2020 nötig seien, belege, dass es Defizite gebe. Der KMK-Präsident rief die Verantwortlichen in Bund und Ländern dazu auf, den noch ausstehenden zweiten Teil der Föderalismusreform zügig zu beraten und zu verabschieden. „Bildung ist der Schlüssel für unsere wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung. Diesem Grundsatz muss auch in den Finanzbeziehungen von Bund und Ländern Rechnung getragen werden.“ Ein Finanzausgleich insbesondere für diejenigen, die deutlich über ihren Bedarf hinaus Studentinnen und Studenten ausbildeten, müsse geschaffen werden.

 

Präsidentin 2006 zieht Bilanz

2006 war nach den Worten der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Ute Ersiek-Rave ein Jahr bedeutsamer bildungspolitischer Entscheidungen. Die Kultusministerkonferenz hat eine Gesamtstrategie beschlossen, mit der die Prozesse der Qualitätsentwicklung auf allen Ebenen, von der einzelnen Schule bis zum gesamten Bildungssystem systematisch umgesetzt und miteinander verbunden werden sollen. Der erste gemeinsam von Bund und Ländern herausgegebene Bildungsbericht mit dem Schwerpunkt Migration konnte im Juni der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Über den Bericht und die von Kultusministerkonferenz und Bundesbildungsministerium vorgelegten Schlussfolgerungen wird der Bundestag Anfang 2007 beraten. Mit den Bildungs- und Lehrergewerkschaften hat die Kultusministerkonferenz eine gemeinsame Erklärung zur Weiterentwicklung von Bildung und Erziehung in deutschen Schulen vorgestellt. „Wir stehen gemeinsamen vor der zentralen Herausforderung, die Bildungspotenziale aller Kinder zu erhöhen und dabei den Anteil von Schülerinnen und Schülern mit schwächeren Leistungen deutlich zu reduzieren. Dazu brauchen wir ein zeitgemäßes Bild vom Lehrerberuf“, erklärte Vizepräsidentin Erdsiek-Rave.

 

Hochschulen: Mehr Studienplätze und Qualität der Ausbildung sichern

Nach der Einigung über den Hochschulpakt 2020 werden nach Zöllners Worten alle Länder die Zahl der Studienplätze deutlich erhöhen. Grundlage dafür seien die von den Ministerpräsidenten beschlossenen Eckpunkte zum Hochschulpakt sowie das von Bund und Ländern vereinbarte Ziel, bundesweit 90 000 zusätzliche Studienplätze zu schaffen. Dies müsse jetzt von den Ländern umgesetzt werden.

Im Rahmen des Bologna-Prozesses drängt die Kultusministerkonferenz auf den weiteren Ausbau der gestuften Studienstruktur. Erfreulich sei, dass die Akzeptanz der Bachelor- und Masterabschlüsse kontinuierlich zugenommen habe. Bei der Bologna-Folgekonferenz vom 16. bis 18. Mai 2007 in London wollen die über 40 Teilnehmerstaaten den Stand des Bologna-Reformprozesses bilanzieren und sich auf weitere Schritte zur Schaffung eines Einheitlichen Europäischen Hochschulraums verständigen.

Zur weiteren Qualitätsentwicklung im Hochschulbereich wird sich die Kultusministerkonferenz in diesem Jahr auch mit der Akkreditierung von Studiengängen befassen. Ziel ist es, das zur Zeit sehr aufwändige, zeitintensive und zum Teil auch teure Verfahren effizienter zu machen und gleichzeitig die Ausbildungsqualität an den Hochschulen zu garantieren.

 

Übergang von der Schule in den Beruf verbessern

Die Kultusministerkonferenz verfolgt gemeinsam mit den Partnern in der Wirtschaft und den Kammern das Ziel, möglichst allen jungen Menschen einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf zu ermöglichen. In den Ländern werden Programme erprobt, die den Einstieg in die Berufsausbildung erleichtern und Hürden überwinden helfen. Dazu gehörten die besondere Förderung abschlussgefährdeter Jugendlicher, gezielte vorbeugende Maßnahmen gegen Schulverweigerung, eine bessere Berufswahlvorbereitung und die deutliche Verringerung von Klassenwiederholungen und der Schulabbrecherquote. Die seit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes im Jahr 2005 bestehenden Anrechnungsmöglichkeiten der in den beruflichen Schulen erworbenen Kompetenzen bei der späteren Berufsausbildung soll verbessert werden. Gleiches gilt für die Zulassungsmöglichkeiten zur Kammerprüfung.